Zweiter Anlauf für den Beuys-Kopf am Rhein

Zweimal abgelehnt – und nun kommt der Findling des Künstlers Anatol doch noch auf ein städtisches Grundstück.

Düsseldorf. Nun kommt er doch nach Düsseldorf, der viel geschmähte und viel gelobte Beuys-Kopf des ehemaligen Beuys-Schülers Anatol. Er sei zu massig, entspreche nicht dem geistigen Ansatz von Joseph Beuys. So hatten Kunstbeirat und Kulturausschuss erklärt und die Aufstellung des kolossalen Findlings am Oberkasseler Rheinufer abgelehnt.

Landrat Dieter Patt, der den Kopf als "großartiges Dokument der Kunstgeschichte" lobt, kam im Verbund mit Anatol auf einen neuen Standort - die betonierte Not-Rampe für Militärfahrzeuge hinterm Löricker Yachthafen am Rheinufer, die so genannte Ersatzübergangsstelle. Sie liegt zwar im Landkreis Neuss, gehört aber der Stadt Düsseldorf.

Der 78-jährige Bildhauer Anatol erklärt im WZ-Gespräch: "Ich wollte meinem Lehrer Beuys, den ich noch heute verehre, ein Denkmal setzen. Ich habe den schwedischen Granit monatelang bearbeitet und die runden Augen so lange poliert, bis eine wunderschöne Farbe aus dem Feldspat hervorkam.

Beuys besaß ein schönes Männer-Gesicht, nur seine Nase war von der Kriegs-Verwundung zerstört. Manche Leute sagen, ästhetisch sei die Nase nichts. Diese Leute haben überhaupt keine Ahnung."

Anatol hatte Beuys schon am 20.Oktober 1973 ein Denkmal gesetzt, als er den fristlos aus der Kunstakademie entlassenen Professor im Einbaum über den Rhein fuhr. "Ich wollte ihn in die Altstadt heimholen. In Höhe des "Blauen Hauses" am Kaiser-Wilhelm-Ring ging das zwölf Meter lange Pappelboot ins Wasser.

Vorn saß Beuys, dahinter ich, dann kamem der Beuys-Schüler Don Lenzen, danach Bäckermeister Addi Wecke, der über den Bottnischen Meerbusen gepaddelt war. Eigentlich sollte der Beuys-Kopf an der Oberkasseler Abfahrtsstelle stehen, in Höhe des Kirmesplatzes. Bei Hochwasser wäre er im Wasser gewesen und bei niedrigem Wasser wieder aufgetaucht. Die Strombehörde fand das viel zu gefährlich für die Schiffe."

Der ostpreußische Sturkopf Anatol ließ nicht locker. Linksrheinisch sollte der Stein stehen, schließlich hatte Beuys am Drakeplatz gewohnt. Dann heckte er den Plan für die Ersatzübergangsstelle aus: "Sie liegt in Meerbusch, gehört aber zu Düsseldorf." Landrat Patt fügt hinzu: "Die Stadt Düsseldorf hat auch das Wasserwerk und die Kläranlage auf fremdem Gebiet."

Nun hat es mit diesem Meerbusch-Düsseldorfer Territorium doch noch eine besondere Bewandtnis: "Bei unserer Rheinüberquerung 1973 landeten wir nicht am Schlossturm, sondern wurden abgetrieben. Der Rhein hatte Hochwasser, und wir bekamen Nordwind. Der Einbaum ist unter der Oberkasseler Brücke und der Nordbrücke durchgerauscht. Wir konnten erst hinter der Nordbrücke bei den Bootshäusern an Land gehen."

Mit Fundament und Betonsockel verankert, wird der Kopf auf die rechtsrheinische Landungs-Stelle schauen. "Ich freue mich, wenn er ankommt, ich habe ihn für den Transport schon umgelegt. Oberbürgermeister Dirk Elbers ist eingeweiht", sagt Anatol. Landrat Dieter Patt betont: "Es war gemein zu sagen, der Beuys-Kopf sei keine Kunst." Noch seien keine Verträge unterschrieben, aber die Vorzeichen stünden gut.

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