Zwei Club-Betreiber sprechen über die Szene

Torsten te Paß vom Schlösser Quartier Boheme und Walid El Sheikh von der „Anaconda Lounge“ in der Altstadt sprechen über die Düsseldorfer Clubnacht und die Zukunft der Clubs.

Düsseldorf. Am 16. Mai ist es soweit: Bei der ersten Düsseldorfer Clubnacht öffnen 13 Clubs und Diskotheken überall in der Stadt für die einmalige Zahlung von zehn Euro Eintritt ihre Türen. Die Chefs von zwei teilnehmenden und sehr unterschiedlichen Clubs werfen einen Blick auf die Club-Szene der Stadt: Torsten te Paß vom Schlösser Quartier Boheme und Walid El Sheikh von der „Anaconda Lounge“ in der Altstadt.

Warum machen Sie bei der Clubnacht mit?

Walid El Sheikh: Wir wollen zeigen, dass Düsseldorf mehr kann als Junggesellenabschiede in der Altstadt. Es gibt viele kleine Clubs, die so bekannter werden.

Torsten te Paß: Es geht auch darum, ein neues Publikum zu erschließen. Jemand, der sonst nur ins „Attic“ an der Kö geht, versucht es in der Clubnacht vielleicht auch mal bei uns. Die Gäste lernen die Vielfalt der Szene kennen.

Und doch machen einige Clubs nicht mit, wie etwa der beliebte „Salon des Amateurs“?

te Paß: Dort wurde zum Beispiel angefragt und es kam leider keine Rückmeldung.

El Sheikh: Trotzdem haben wir uns bei der Organisation bemüht, einen Querschnitt der Düsseldorfer Clubs abzubilden. Von eher schicken bis hin zu rockigen ist alles dabei.

Wie die „Lange Nacht der Mussen“ hat auch die „Clubnacht“ Event-Charakter. Reicht es heute nicht mehr, „nur“ eine kleine Diskothek mit guten DJs zu sein?

te Paß: Doch, das reicht vollkommen. Wer langfristig mit seinem Laden Erfolg haben möchte, der muss schlichtweg Qualität bieten, gute Musik, eine nette Atmosphäre. Aber sicherlich hat sich auch das Publikum verändert.

El Sheikh: Vielleicht haben sich eher die Ansprüche der Gäste verändert. Aber auch da ist das Publikum zwiegespalten.

Wie würden Sie die Düsseldorfer Club-Gänger beschreiben?

El Sheikh: Eine echte „Schicki-micki“-Szene gibt es gar nicht. Es gibt Clubs, da kleidet man sich schicker, aber dennoch sind diese locker. Das ist das Schöne an der Stadt. Aber bestimmte Arten von Partygängern werden angezogen, selbst die Stadt wirbt ja damit, dass wir hier die längste Theke der Welt haben und der beste Ort für Junggesellenabschiede sind.

Gerade in der Altstadt wird aber eine Art „Zweiteilung“ deutlich: Hier die Bolkerstraße mit Ballermann-Flair, da die Kurze Straße.

te Paß: Das liegt aber auch schlichtweg an der Lage: Die Bolkerstraße ist so zentral, auch Touristen finden zuerst, von der Heinrich-Heine-Allee kommend, in die Läden dort. Außerdem locken die Gaststätten mit lauter Musik und Flatrate-Drinks. Düsseldorfer und Insider, die die Clubs in den anderen Ecken kennen, kommen gerne dorthin.

Eine weitere Party-Alternative hätte der Hafen werden können. Doch mit Schließung der „Harpune“ und bald auch dem „3001“ stirbt die Club-Szene dort langsam aus. Wie bewerten Sie das?

El Sheikh: Das ist traurig. Die Stadt hätte die Gastronomen und Club-Besitzer dort mehr unterstützen können. Es hätte eine bessere Infrastruktur geben müssen. Wenn man spät nachts nach Hause fahren will, muss man das Taxi nehmen, weil die Bahnen sehr unregelmäßig fahren. Das kann sich auch nicht jeder leisten.

In Berlin wurde der Club „Berghain“ mehrmals zum besten Club der Welt gewählt und ist international für ausschweifende Partys bekannt. In München ist etwa das „P1“ ähnlich populär. Fehlt Düsseldorf ein berühmter „Super-Club“?

te Paß: Einen Club wie das „Berghain“ braucht es hier nicht geben, noch sollten wir uns mit der Hauptstadt messen. Düsseldorf ist eine Messe-Stadt, die auch eine große Gastronomie- und Bar-Szene hat und viele Möglichkeiten zum Ausgehen für alle Altersklassen bietet.

El Sheikh: In den anderen Städten ist der Club der Star. Viele Leute reisen aus dem Ausland an, nur um in ebendiesen Club zu gehen. Nach Düsseldorf kommt man, um das Nachtleben der Stadt insgesamt zu genießen — vom Restaurant in die Bar und zum Abschluss im coolen Club feiern. Ich denke, die Gäste betrachten Düsseldorf insgesamt als eine Art Club: Die ganze Stadt ist ein Club.

Halten die Club-Betreiber untereinander zusammen und unterstützen sich? Beispielsweise in Fragen rund um die Verwertungsgesellschaft Gema, die jetzt mehr Geld von den Club-Betreibern einnehmen will?

te Paß: Das Verhältnis untereinander ist sehr freundschaftlich. Natürlich haben wir uns durch die Organisation der Clubnacht noch besser kennengelernt, aber wir stehen uns auch sonst zur Seite. So halten wir es auch mit der Gema und geben uns gegenseitig Tipps. Aber im Moment bleiben wir alle noch gelassen und warten eine endgültige Entscheidung ab.

El Sheikh: Ähnlich sehe ich das auch. Deshalb möchte ich zur Gema noch nichts sagen. Die Unterstützung fängt bei den Bestellungen von Getränken an. Man tauscht sich auch über Trends und neue DJs aus.

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