Zu niedrig, zu eng, zu wenige Türen: Nur Ärger mit der S8

Die neuen Züge auf der Linie S8 bringen viele Schwierigkeiten mit sich. Das Hauptproblem: Weil es weniger Türen gibt, stauen sich die Passagiere.

Zu niedrig, zu eng, zu wenige Türen: Nur Ärger mit der S8
Foto: Golsch

Düsseldorf. Zu chaotischen Szenen kam es in der Neujahrsnacht im Hauptbahnhof. Weil auf der Linie S8 zu fortgeschrittener Stunde nur noch Züge in Einzeltraktion (also mit einem Zugteil statt mit zweien) fuhren, passten viele Fahrgäste nicht mehr in die Bahn hinein. Es gab ein großes Gedrängel, schließlich musste der ganze Zug evakuiert werden.

Ein Einzelfall, dachte man damals. Doch seitdem haben sich solche Szenen mehrfach wiederholt — oft auch im Berufsverkehr. Denn die neuen Züge, die seit Ende vorigen Jahres auf der Strecke im Einsatz sind, erweisen sich als problematisch.

1. Problem: In den vergangenen Wochen waren gar nicht alle bestellten Waggons im Einsatz. Wegen verzögerter Auslieferung waren statt 28 Züge (die 140 Millionen Euro kosten) erst nur 22, später immerhin 24 im Einsatz — wobei auch noch ein Zug wegen Getriebeschadens ausfiel. Ergebnis: Auch in den Verkehrsspitzen waren einzelne Takte nur in Einzeltraktion unterwegs. Im Januar ist es deshalb offenbar mehrfach zu Situationen gekommen, wo Fahrgäste am Bahnsteig zurückblieben, weil die (Kurz-)Bahnen schon voll waren. Wie oft das passiert ist, darüber führt die Bahn angeblich keine Statistik. Immerhin: Inzwischen, meldet das Unternehmen, seien alle Züge ausgeliefert.

2. Problem: Der auf den Bahnsteigen herumliegende Splitt verkantet sich offenbar öfters in der Mechanik der Trittstufen, die an den Haltestellen ausgefahren werden. Das kann im Extremfall dazu führen, dass die Bahn nicht weiterfahren kann.

Sehr zum Ärger des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), der die S-Bahnfahrten bei der Deutschen Bahn bestellt. „Wir wissen, dass in der vorletzten Dezember-Woche 30 Prozent der S8-Züge unpünktlich war und/oder in Einzeltraktion gefahren ist“, sagt Sprecherin Sabine Tkatzik. Auf aktuellere Auswertungen warte man noch: „Wir erwarten, dass die Bahn die Probleme so schnell wie möglich in den Griff kriegt.“ Dies ist im Januar wohl noch nicht so richtig gelungen: Bahn-Sprecher Dirk Pohlmann (Archiv-Foto: MZ) meldet für die S8 im Januar eine Pünktlichkeitsquote von gut 90 Prozent, wobei er einräumt: „Das ist für den S-Bahnverkehr zu wenig.“ Er sieht allerdings noch Gründe dafür.

3. Problem: Die neuen Züge haben deutlich weniger Türen — nur fünf statt elf wie bei anderen gängigen Fahrzeugtypen. „Das führt dazu, das der Ein- und Ausstieg insgesamt länger dauert. Und es kommt oft vor, dass viele Menschen nahe an der Tür bleiben, statt ins Fahrzeuginnere durchzugehen. So kommt es zu Stauungen.“

Ist denn der Fahrzeugtyp dann überhaupt richtig gewählt gewesen? Pohlmann verweist auf die Vorgaben des VRR für die Fahrzeugbeschaffung. Demnach sollten die Fahrzeuge eine bestimmte Einstiegshöhe und eine Toilette haben. „Es gab nicht viele Fahrzeuge, die diese Kriterien erfüllt haben.“

Dazu kommt, dass die neuen Fahrzeuge insgesamt auch weniger Plätze haben. Bei einer Doppeltraktion sind es nur noch 340 Sitzplätze (statt 384 in anderen Modellen) — und auch entsprechend weniger Stehplätze. Dennoch glaubt Pohlmann: „Daran liegt es nicht, alles in allem sollte die Platzzahl reichen. Ich hoffe, mit der Zeit spielt sich das noch ein.“

Auf der gestrigen Sitzung des Beirats für Menschen mit Behinderung wurde eine Resolution zum Abbau von Barrieren in den neuen Zügen der S8 verabschiedet. Der sozialpolitische Sprecher der FDP-Ratsfraktion, Rainer Matheisen, regte darüber hinaus eine kurzfristige Übergangslösung zur Unterstützung von Behinderten durch einen Begleitservice an.

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