Nach "Attacke" auf Merkel Zoff in der Jungen Union eskaliert - Anonymer Brief belastet Kreisvorsitzenden

Ein anonymer Brief belastet den Kreisvorsitzenden schwer — der spricht von einer „Dreckskampagne“.

 In der jungen Union gab es Streit um die im Kreisvorstand beschlossene Forderung nach dem Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

In der jungen Union gab es Streit um die im Kreisvorstand beschlossene Forderung nach dem Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Foto: Oliver Killig

Düsseldorf. In einem an die Westdeutsche Zeitung geschickten, anonymen Brief werden Kreisvorstandsmitglieder der Jungen Union und der Kreisvorsitzende Ulrich Wensel schwer belastet. Seine Autorität basiere auf den „Prinzipien Angst“ und „Einschüchterung“ heißt es da. Wensel wies die Vorwürfe am Mittwoch gegenüber der WZ vehement zurück und kündigte rechtliche Schritte an.

Unabhängig vom Wahrheitsgehalt des Schreibens wird mit ihm der Graben in der Jungen Union noch tiefer. Der zunehmend in der Öffentlichkeit ausgetragene politische Richtungsstreit eskaliert und mündet in persönlichen Angriffen und strafrechtlich relevanten Vorwürfen.

Eine zentrale Behauptung im Brief lautet: Wensel habe wiederholt bei Versammlungen in den Stadtbezirken Jugendlichen Geld auszahlen lassen, damit sie vor Ort ihre Mitgliedsbeiträge entrichten konnten und schließlich in seinem Sinne abstimmten. Und im Wortlaut heißt es: „Die so gekauften Mitglieder wählten dann ihnen vorher auf Zetteln mitgeteilte Delegierte, um die Mehrheit für die Wahl zum Kreisvorstand zu beschaffen.“

Damit nicht genug: Dieses Geld solle zudem aus einer Kasse der Schüler-Union stammen, die laut Brief „aufgrund ihrer Rechtsform gar keine Finanz- und Buchführung haben darf“. Die Briefverfasser schicken eine auf einem USB-Stick abgespeicherte PDF-Datei mit, die ein Auszug aus dem Kassenbuch sein könnte. Dort sind Auszahlungen zur Finanzierung von Mitgliedsbeiträgen eingetragen. Auch Gratis-Alkohol soll so für die Mitglieder finanziert worden sein.

Wensel sagt, dass er keine Kenntnis von so einer Kasse besitze — und, dass sie tatsächlich so nicht existieren dürfe. Die Vorwürfe hält er für „hanebüchen“, es könne höchstens sein, dass da mal einem Freund mit einem Mitgliedsbeitrag ausgeholfen wurde.

Aus seiner Sicht sei es kein Zufall, dass die Vorwürfe jetzt erhoben würden, „das ist feige und eine Dreckskampagne“. Worauf er anspielt, ist der Streit um die im Kreisvorstand beschlossene Forderung nach dem Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (die WZ berichtete). Weitere Kreisvorstandsmitglieder hatten sich später vom Beschluss distanziert und kritisiert, dass der gezielt nur in einer kleinen Runde getroffen, und die zuvor versammelten Delegierten des Düsseldorftags (eine Art Parteitag) übergangen worden waren. Hier fand offenbar ein langjähriger Konflikt zwischen konservativem und liberalem Lager seinen Höhepunkt.

Auch Sven Holly, Mitglied des Kreisvorstandes, gehört zu den Kritikern der Rücktritts-Forderer. „Das wird noch aufzuarbeiten sein“, sagt er. Und das kündigt er auch für die nun kursierenden anonymen Vorwürfe an. Hinweise darauf, dass Inhalte des Briefs der Wahrheit entsprechen könnten, habe er nicht. Auch von einer Kasse bei der Schüler-Union wisse er nichts. „Von der müssten wir im Kreisvorstand der Jungen Union aber Kenntnis haben.“ Dennoch: „Das Ganze ist ein handfester Skandal — wenn an den Vorwürfen etwas dran ist, aber auch, wenn nichts dran ist.“

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