Düsseldorf „Zero Waste“ für Einsteiger: Weniger Müll mit einfachen Tricks

Am 15. März eröffnet mit der „FLinse“ in Flingern der erste Unverpackt-Laden in Düsseldorf. Für alle, die jetzt schon Lust auf weniger Müll haben, gibt es hier ein paar Tricks für den Alltag.

Düsseldorf: „Zero Waste“ für Einsteiger: Weniger Müll mit einfachen Tricks
Foto: M. Zanin

Düsseldorf. Äpfel im Viererpack, Zahnbürsten, Käsescheiben, Sushi to go — hat man einmal angefangen, darauf zu achten, werden einem die Ausmaße erst so richtig bewusst: Im Supermarkt ist ja alles, alles, alles in Plastik eingepackt. Umso kleiner die „praktischen Portionsgrößen“, desto schneller müssen wir den Müll zu Hause runterbringen.

Dass Plastikmüll nicht verrottet und uns alle überleben wird, weiß man irgendwie. Aber dass sich ein Teil unserer Kunststoffabfälle im Pazifik zusammenstrudelt und einen Plastikteppich bildet, der inzwischen die Größe von Mitteleuropa hat, ist doch eine erschreckende Hausnummer.

Das fand auch Bea Johnson und hat mit der Bewegung „Zero Waste“ (Englisch für „Null Verschwendung“) bereits Menschen auf der ganzen Welt inspiriert. Denn der gesamte Müll, den die Bloggerin und ihre vierköpfige Familie in einem Jahr produzieren, passt in ein Einweckglas. Das geht nicht von heute auf morgen — jahrelang hat sie müllfreie Alternativen ausprobiert. Manches funktionierte nicht so gut, wie Moos als Toilettenpapier (trocknet schnell aus und wird dann unangenehm). Doch vieles hat ihren Alltag auch immens vereinfacht, wie zum Beispiel Essig und Olivenölseife statt 20 verschiedener Flaschen Reinigungsmittel.

Um die wöchentliche Mülltüte schrumpfen zu lassen, muss man aber nicht gleich das ganze Leben auf den Kopf stellen. Mit ein paar Tricks lassen sich alltägliche Gewohnheiten durch einfachere, verpackungsfreie und oft sogar hübscher anzusehende Varianten ersetzen:

Erstens: Frisches Wasser

Wer einmal auf Leitungswasser umgestiegen ist, möchte es nicht mehr missen. Kein Kistenschleppen, kein Flaschenwegbringen. Eine Glas- oder Edelstahlflasche sieht schick aus und kann immer wieder nachgefüllt werden. Das geht auch unterwegs — denn immer mehr Shops und Cafés füllen kostenlos die mitgebrachte Flasche mit Trinkwasser auf. Einfach auf den blauen „Refill“-Aufkleber im Schaufenster achten. Eine Karte mit allen Refill-Stationen gibt es unter www.refill-deutschland.de.

Sobald die frostfreie Zeit vorbei ist, kann man auch die Trinkbrunnen der Stadtwerke Düsseldorf nutzen. Sieben gibt es insgesamt, zum Beispiel am Ernst-Reuter-Platz oder am Parlamentsufer. Eine vollständige Liste ist auf der Internetseite der Stadtwerke zu finden: www.swd-ag.de.

Und wem Wasser ohne Geschmack zu langweilig ist, der kann es sich mit ein, zwei Scheiben Zitrone und frischer Minze aufpeppen.

Zweitens: Kaffeepause

Für alle Liebhaber der Kaffeepause unterwegs gibt es mittlerweile gute Alternativen zum Einwegbecher: Entweder man kauft sich einen eigenen Becher und spült diesen immer wieder aus. Oder man nimmt an einem Pfandsystem wie „CupforCup“ teil. Hier lässt man sich zum Beispiel im manko café + workspace (Hüttenstraße 76) den Latte Macchiato in einen Pfandbecher füllen. Zurückgeben kann man den Becher dann bei jedem der rund 35 Cafés und Läden, die in Düsseldorf mitmachen: www.cupforcup.de. Ab und an lohnt es sich aber auch, das „To go“ infrage zu stellen — und im Café Platz zu nehmen, um für die Länge eines Kaffees wirklich mal Pause zu machen.

Drittens: Sauber und frisch

Plastikfrei bringt auch frischen Wind ins Badezimmer: Ein duftendes Stück Seife auf einer kleinen Holzablage ersetzt nicht nur den Spender mit Flüssigseife für die Hände, sondern auch gleich das Duschgel. Sogar Shampoo gibt es mittlerweile in fester Form. Und eine Zahnbürste aus Bambusholz in einem schönen Glas ist mal etwas anderes fürs Auge als Plastikbürste in Plastikbecher. Zu kaufen gibt es die Bambuszahnbürste im Bioladen — natürlich in einer Pappverpackung. Auch auf der Suche nach natürlichen Seifen und Shampoos wird man fündig. Eine gut sortierte Kosmetikabteilung haben der Bio-Supermarkt basic (Friedrichstraße 73) oder der SuperBioMarkt in Bilk (Aachener Straße 57).

(Zurück zur Seife am Stück: Auch das vermeidet Plastikmüll. Foto: dpa)

Viertens: Obst und Gemüse

Zum Einkaufen am besten immer ein, zwei Stoffbeutel in der Tasche haben. So spart man sich den spontanen Kauf einer Tüte. Äpfel, Birnen und Bananen können auch lose aufs Kassenband gelegt werden und müssen nicht einzeln in Plastiktütchen stecken. Noch besser sind reine Obst- und Gemüseläden oder Wochenmärkte — hier ist alles verpackungsfrei und wandert direkt in den Beutel. Ohne Kassenzettel, den man ja sonst auch wieder wegwerfen würde, dafür mit einem netten Plausch. Die Rheinischen Bauernmärkte sind dabei doppelt gut, denn hier bieten Landwirte ausschließlich frische Produkte aus der Region an. An fast jedem Tag der Woche findet ein Markt in Düsseldorf statt: auf dem Lessingplatz in Oberbilk (donnerstags 8 bis 13.30 Uhr), auf dem Friedensplätzchen in Unterbilk (dienstags 8 bis 13 Uhr, freitags 10 bis 18 Uhr) oder auf dem Kolpingplatz in Pempelfort (mittwochs 9 bis 13 Uhr, samstags 8.30 bis 13.30 Uhr).

Fünftens: Die Wurmkiste

Die Kartoffeln und Möhren sind geschält — doch wohin mit den Gemüseresten, wenn man in einer Wohnung ohne Kompost oder Biotonne wohnt? Fortgeschrittene Müllvermeider stellen sich eine Wurmkiste in die Küche oder auf den Balkon. Kleine Kompostwürmer freuen sich darin über Küchenabfälle, Eierschalen, Kaffeesatz, Baumwolle, Pappe und Papier. Mehr Infos zum Mini-Kompost gibt es bei einem kostenlosen Vortrag im VHS-Biogarten, den die Volkshochschule in Kooperation mit der Awista am Sonntag, 15. April, sowie am 11. August von 14 bis 16 Uhr anbietet (Anmeldung über die VHS).

(Auch ohne Biotonne und Garten können Küchenabfälle genutzt werden. Foto: dpa)

Es sind die kleinen Dinge, die sich zu einem großen Unterschied anhäufen - oder gerade nicht anhäufen. Taschentücher aus Stoff statt aus Papier, sich die Fahrkarte aufs Handy laden, ein Aufkleber mit der Bitte „Keine Werbung“ am Briefkasten … Es lohnt sich, die eigenen Gewohnheiten einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und Neues auszuprobieren. Denn das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern kann auch richtig Spaß machen.

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