Wohngebiet am Albertussee geplant

Am Baggersee an der Schiessstraße in Düsseldorf-Heerdt sind 700 Wohnungen nicht nur für Reiche, sondern auch für Wohngruppen geplant.

Wohngebiet am Albertussee geplant
Foto: M. Zanin

Düsseldorf. Eigentlich haben Vokabeln wie eine „hochpreisliche Wohnqualität“ oder „hohe Ansprüche an die exponierte Lage“ in einem städtebaulichen Realisierungswettbewerb nichts zu suchen. Es geht am Albertussee schlichtweg um einen Wettbewerb an einem ehemaligen Baggersee. Das Areal, immerhin 40 000 Quadratmeter groß, begrenzt durch den See, die Schiessstraße und die ehemalige Güterbahntrasse, ist Gewerbegebiet und soll Wohngebiet werden. Die Metro als Eigentümerin will sich wie jeder Grundstückseigentümer den ehemaligen Firmenbesitz von Horten vergolden lassen. Einzelne Baufelder will sie an unterschiedliche Investoren verkaufen. Der „repräsentative Zweckbau“ von Horten/Metro, der dort noch steht, soll gleichfalls veräußert und abgerissen werden. 700 neue Luxus-Wohnungen sollen es werden.

Historie: Der Albertussee war einst die Kiesgrube der Zementwarenfabrik Reinartz, deren letzter Direktor Albert Heele dem See seinen Vornamen gab. Einstmals war der See doppelt so groß, bis die Brüsseler Straße errichtet wurde. Das Gewässer betreut der 1959 begründete Angelsportverein, der dort auch sein eigenes Clubhaus hat.

Die Grünanlage am Albertussee wird seit 2005 als „Heerdterhof-Garten“ bezeichnet, als das hundertjährige Jubiläum der Eingemeindung von Heerdt nach Düsseldorf gefeiert wurde. Damit konkurriert das Gebiet mit dem Hofgarten. Aus den Büschen ist ein Wald entstanden, der beim Sturm Ela allerdings beschädigt wurde.

Am Albertussee liegt jedoch nicht nur das Areal der Metro, sondern auch ein großer Parkplatz für rund 400 Autos. Teile des Metro-Komplexes sind vermietet. Im Gebäudekomplex gibt es auch eine Kita mit sechs Gruppen.

An den See grenzt eine Teilfläche des Heerdter Friedhofs, der durch die Schiessstraße vom Hauptteil abgetrennt wurde. Dieser Friedhofszipfel mit knapp zwei Hektar Fläche soll keine neuen Gräber mehr aufnehmen. Das Friedhofsamt plant, dass nur noch Familienangehörige ihre Wahlgräber verlängern dürfen. Eines Tages soll dieser Teil des Gräberfeldes zu einer öffentlichen Grünfläche werden, gleich angrenzend an das neue Wohngebiet.

Wie die rund 700 Wohneinheiten nun rund um den See geplant werden, wird ein städtebaulicher Realisierungs-Wettbewerb klären. Büros wie Astoc aus Köln wurden berufen, die allein in diesem Jahr fünf Auszeichnungen bekommen haben und gerade die Fläche am Dominikus-Krankenhaus entwickelt haben.

Was bisher im linksrheinischen Düsseldorf so gut wie ausgeschlossen war, sind preiswerte Mietwohnungen. Unter der neuen Planungsdezernentin Cornelia Zuschke sind 40 Prozent öffentlich geförderter und preisgedämpfter Wohnungsbau in dem Gebiet möglich. Diese geförderten Wohnungen können dann erstmals auch an Baugemeinschaften und Wohngruppen gehen. Im Übrigen ist an Familien, Paare, Singles oder Menschen mit Behinderung gedacht.

Das Quartier soll sich zum See hin öffnen. An eine Ufer-Gastronomie ist gedacht, nicht aber an eine Remmidemmi-Meile. Schallschutz zur Stadtautobahn wird es geben. Gleich zwei Kitas mit je sechs Gruppen werden geplant. Markus Loh (Grüne) schlug vor, gegebenenfalls das doch recht repräsentative und noch nicht alte Horten- bzw. Metro-Verwaltungsgebäude zu erhalten und lediglich umzubauen.

Ärger gab es im Rathaus Oberkassel nicht wegen des Wettbewerbs, sondern wegen der fehlenden Infrastruktur. Vor allem die CDU mahnte an, es müssten mehr Plätze in Grundschulen und in weiterführenden Schulen geschaffen werden. Auch der Verkehr müsste endlich in neuen Bahnen fließen. Das heißt: Die Stadt müsste schneller, als ihr lieb ist, die Anbindungen vom Heerdter Lohweg an die Trassen der Autobahnen bauen. Derlei Fragen nach der Infrastruktur sind allerdings nicht durch einen städtebaulichen Wettbewerb zu klären. Sie gehören in ein späteres Bebauungsplan-Verfahren. Dort werden die Verkehrsströme, die Anzahl der Kitakinder und der Schüler berechnet. Daran schließt sich der städtebauliche Vertrag mit dem Investor an.

Der Planungsausschuss stimmte einstimmig dem Wettbewerb zu.

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