Straßenbenennung Wissmannstraße: Der Name bleibt

Eine Stele soll über den Kolonialisten und umstrittenen Namensgeber informieren. Dies entschied die Bezirksvertretung.

Straßenbenennung: Wissmannstraße: Der Name bleibt
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Heutzutage würde Kolonialist Hermann von Wissmann nicht mehr mit einer nach ihm benannten Straße gewürdigt. Doch obwohl einige andere Städte die nach ihm benannten Straßen „umgetauft“ haben, bleibt es in Unterbilk wohl bei der Wissmannstraße. Die Bezirksvertretung 3 sprach sich allerdings jetzt dafür aus, an der Straße eine Info-Stele aufstellen zu lassen. Der interfraktionelle Antrag von CDU, SPD, Grünen, Linke und FDP möchte auf diese Weise „den historischen Kontext der Benennung der Straße“ im Jahr 1908 aufarbeiten.

Die Stadtteilpolitiker stellen zur Finanzierung der erklärenden Stele maximal 5000 Euro bereit. Sie sprechen sich ebenfalls fraktionsübergreifend dafür aus, den Text dazu von Experten verfassen zu lassen. Dazu soll der Lehrstuhl der Geschichte der Europäischen Expansion (19. und 20. Jahrhundert) der Heinrich-Heine-Universität mit einbezogen werden. Hintergrund sei, dass der Lehrstuhl aktuell eine Ausstellung über die Geschichte des Kolonialismus vorbereite. Diese soll in der zweiten Jahreshälfte im Düsseldorfer Stadtmuseum gezeigt werden. Und in eben diesem Rahmen soll dann ebenfalls die Stele an der Wissmannstraße aufgestellt werden.

Der Textvorschlag der Historiker der Heine-Uni zur Vita Wissmanns soll zudem mit weiteren Experten abgestimmt werden. Die Bezirksvertreter nennen hier Bastian Fleermann von der Mahn- und Gedenkstätte und Benedikt Mauer vom Stadtarchiv Düsseldorf.

Das Thema der Umbenennung hatte die Stadtteilpolitiker seit längerem beschäftigt. Im Juni 2016 schließlich hatten Schüler der Hulda-Pankok-Gesamtschule mit ihrem Geschichtslehrer Philipp Koep die Umbenennung vehement gefordert. Sie hatten aufgearbeitet, dass Hermann von Wissmann den Widerstand der Afrikaner gegen die Kolonialmacht Deutschland rücksichtslos mit Waffengewalt unterdrückt haben soll.

Die Schüler forderten die Bezirksvertretung auf, die kleine Wissmannstraße zwischen Bilker Allee und Friedensplätzchen umzubenennen. Doch die Stadtteilparlamente sind rechtlich nur für Neubenennungen zuständig und nicht für Umbenennungen. Mehrheitlich konnten sich SPD, CDU und FDP im Bezirk auch nicht entschließen, den Stadtrat mit der Namensänderung zu befassen. So kommt es nun wohl zum Kompromiss, zumindest auf der Stele kritisch an den umstrittenen Kolonialbeamten Wissmann zu erinnern.

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