Willkommen in der Raucherzone der Kunsthalle

Neun Künstler machen sich unter dem Titel „Welcome to the Jungle“ in der Kunsthalle über die Flut widersinniger Ge- und Verbote in der Öffentlichkeit lustig.

Willkommen in der Raucherzone der Kunsthalle
Foto: Kunsthalle

Jasmina Merz, eine von zwei Kuratorinnen der Kunsthallen-Ausstellung „Willkommen im Dschungel“ fährt täglich mit dem Dieselauto nach Düsseldorf, aber kauft zugleich im Bioladen ein. Soll sie ihr Auto noch fahren? Macht es angesichts der Luftverschmutzung Sinn, sich um die Nachhaltigkeit zu kümmern? Kunsthallenchef Gregor Jansen macht die Hilflosigkeit und Orientierungslosigkeit der Gesellschaft angesichts einer Flut von Informationen zum Thema einer Ausstellung. Die Schau kommt nicht nur bierernst daher. Sie hat durchaus auch humoristische Züge, wenn am Grabbeplatz nach dem strikten Rauchverbot im öffentlichen Raum sogar Zigaretten und Zigarren angeboten werden.

Zitternd und frierend stehen neuerdings die armen Teufel mit dem Glimmstängel im Mund selbst bei Minusgraden im Freien. Im Seitenlichtsaal der Kunsthalle aber erhält jeder, wer will, eine frisch gedrehte Zigarette oder eine gefüllte Pfeife. Ein Mann im weißen Kittel bleibt zwar unsichtbar hinter einer Wand, aber bietet durch zwei Löcher hindurch freimütig den Tabak an. Das Zigarettenhaus Linzbach kredenzt die Pfeifen, die Zigarrenmanufaktur La Galana die Zigarren und der Künstler Jochen Görlach selbst geschnitzte Utensilien. Ein Sandhaufen in der Mitte des Raums dient als Aschenbecher.

Es geht nicht nur um den Aufstand gegen all die Paradoxien und Widersprüche des alltäglichen „Dschungels“, sondern auch um Ironie. In der brasilianischen Millionenstadt Recife wurden landwirtschaftliche Nutztiere aus der Stadt verbannt. Die Bauern vom Lande, die oft nur die Pferde und den Pferdewagen als Transportmittel besitzen, sollten sehen, wo sie bleiben. Jonathas de Andrade erreichte eine Ausnahmegenehmigung für Vierbeiner lediglich durch sein Versprechen, er drehe ja nur einen Film. Nun galoppieren die Vierbeiner mit johlenden Reitern auf dem Asphalt. Und wir, die wir Pferde am liebsten auch aus dem Karneval verbannen würden, schauen belustigt dem wilden Rennen zu.

Damit die Besucher selbst die Unsicherheiten in all den Weisheiten, Halbwahrheiten, Vorschriften und Vorurteilen erfahren, stattet die Brasilianerin Cinthia Marcelle den Boden im hohen Kinosaal mit einem schräg ansteigenden Gitterrost aus, in das Steine eingelassen sind. Wackelig und unsicher bewegt sich der Gast auf dieser Installation, aus der immer wieder kleine Brocken mit dumpfem Knall auf den Teppichboden fallen. Derweil präsentiert Mario Pfeifer dort drei Videoarbeiten, in denen er unserer oft atheistischen Gesellschaft die Schamanenkultur nahebringt. Um den Betrachter in seiner Glaubensfrage zu verwirren, schnitt Pfeifer einen Pegida-Film aus neunstündigem Material zusammen. Der Film ist am 20. Und 21. April am Grabbeplatz zu sehen. Pfeifer bietet den unterschiedlichsten Menschen zumindest eine Plattform an.

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