Wildtiere erobern die Stadt für sich

Die Stadt ist attraktiv für immer mehr Tiere. Meistens haben sie Angst vor dem Menschen.

Düsseldorf. Um einen Fuchs zu beobachten, musste man sich früher lange im Wald auf die Lauer legen und ein bisschen Glück gehörte auch dazu, um diese scheuen Tiere zu sehen. Das ist vorbei, denn das Leben in der Großstadt ist auch für Wildtiere attraktiv geworden. Fuchs, Steinmarder oder Igel erobern mehr und mehr die dicht besiedelte Stadt als Lebensraum.

„Im Winter ist es in der Stadt zwei bis drei Grad wärmer als im Umland“, erklärt Grün-Dezernentin Helga Stulgies, „vor allem haben sie dort auch mehr Unterschlupfmöglichkeiten.“ Für die Tiere ist es von Vorteil, dass kein Jäger sie in der Stadt jagt. Natürliche Feinde sind — bis auf den Menschen, der den Tieren normalerweise aber nichts tut — nicht in Sicht. Durch achtlos weggeworfenen Müll ist das Nahrungsangebot für Tiere vielfältiger als in der Natur.

Doch eine Begegnung mit einem solchen Tier schafft Ängste und viele wissen nicht, wie sie sich in einem solchen Fall zu verhalten haben. „Die Tiere haben eigentlich mehr Angst vor uns als umgekehrt“, sagt Klaus Meyer, Leiter des Amtes für Verbraucherschutz, „außerdem sind sie sehr scheu und laufen normalerweise davon, wenn sie einem Menschen begegnen.“

Allerdings kommt es immer wieder vor, dass Wildtiere verendet am Wegesrand liegen. „Bitte niemals mit bloßen Händen anfassen, das kann gefährlich werden“, warnt Stulgies, „häufig ist die Todesursache unklar und von den Tieren können gefährliche Krankheiten übertragen werden.“

Die Furcht vor Tollwut ist zwar unbegründet, denn die kommt in unseren Regionen nicht mehr vor. Doch beim Fuchs besteht die Gefahr, sich über seine Ausscheidungen mit einem Bandwurm zu infizieren. Und der gehört zu den wenigen Parasiten, die bei Menschen eine ernstzunehmende Krankheit auslösen können. Daher raten die Experten, Gemüse, Salate und Waldfrüchte vor dem Verzehr gründlich zu waschen. Allerdings werden Bandwurmeier nur durch Kochen ganz sicher abgetötet.

Ärgerlich ist der Besuch eines Steinmarders, denn der hinterlässt Spuren, die mit viel Aufwand und Geld beseitigt werden müssen. Bei diesem Untermieter hilft nur: Alles gut verschließen, denn dieser Künstler schafft es selbst bis in die kleinsten Ecken.

„Wir beobachten bei einer Menge Tierarten, dass sie sich in die Städte vorwagen“, sagt Tobias Krause vom Gartenamt, „die Amsel war früher ein Wildtier, heute kommt sie eigentlich nur noch in der Stadt vor.“ Ein ähnliches Phänomen wird gerade beim Mäusebussard beobachtet, der mehr und mehr seinen natürlichen Lebensraum verlässt.

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