Wie Senioren zu Fotomodellen werden

Bilder von 23 Bewohnern des Ferdinand-Heye-Hauses hängen noch bis zum 20. April an der Fassade.

Wie Senioren zu Fotomodellen werden
Foto: Sergej Lepke

Fröhlich und in Übergröße lächeln 23 Bewohner des Ferdinand-Heye-Hauses von den Fenstern Richtung Apostelplatz. Sie halten Schwarz-Weiß-Bilder in der Hand — Erinnerungen an ihre schönsten Momente aus der Zeit ihrer Jugend. Fotograf Heinz-Dieter Wurm hat die Menschen abgelichtet, die Fotos auf Lochfolie gezogen und an dem Gebäude angebracht. Bis zum 20. April sind die Porträts dort zu sehen. Mit dem Projekt wollen die Mitarbeiter im Seniorenheim verdeutlichen, dass dieses zum Stadtteil dazugehört.

Die Diakonie-Stiftung, die Stiftung Ferdinand Heye sowie Einzelhändler haben die Aktion ermöglicht. „Wir sind ein offenes Haus, jeder kann uns und unsere Bewohner besuchen. Viele Gerresheimer haben aber schon Hemmungen, in unser Café zu gehen, obwohl es öffentlich ist. Das wollen wir ändern“, sagt Andrea Köhler, Leiterin des Ferdinand-Heye-Hauses. „Wir wollen zeigen, dass hier gelebt und gelacht wird.“ Damit will sie auch einem negativen Image, das mit Pflege oft verbunden werde, etwas entgegensetzen.

Das öffentliche Café war einer der ersten Schritte in dem Haus, das erst 2014 am Apostelplatz in Betrieb gegangen ist. Fotograf Heinz-Dieter Wurm brachte später die Idee mit der Ausstellung an den Fenstern mit ein. Mit dem Projekt möchte Köhler zeigen, was in betagten, pflegebedürftigen Menschen steckt. „Hinter jedem Bewohner, hinter jedem Fenster verbirgt sich eine Geschichte — mit Träumen von damals, mit Erinnerungen.“ Die Arbeit helfe dabei, Positives in den Vordergrund zu rücken.

Dass es den 23 Bewohnern Spaß gemacht hat, sich ablichten zu lassen, bestätigt der 93-jährige Günter Schwarz. Er hat sich und seine Frau extra zurechtgemacht, mit kecker roter Kappe, passend zu einer roten Jacke. Er beginnt sofort, von seiner eigenen Geschichte zu erzählen, vom ersten Auto, aber auch davon, wie er ins Ferdinand-Heye-Haus kam. „Ich bin froh, dass ich hier mit meiner Frau leben kann. Ich selbst bin weitgehend selbstständig, aber sie ist an Demenz erkrankt und auf Hilfe angewiesen.“

Über Aktionen, die Leben ins Haus bringen wie die Bilder an der Fassade, freut er sich. Das Projekt geht noch bis zum Tag der offenen Tür am 20. April. Ab 18 Uhr sind Slampoet Markim Pause und die Düsseldorfer Band Heavy Gummi am Apostelplatz zu Gast. Die Bilder sind dann auch in einer Ausstellung zu sehen. Köhler hofft, dass sich die Idee fortführen lässt — in Form eines Buches. Geplant ist, dort nicht nur die Fotos zu präsentieren, sondern auch die Geschichten, die die Bewohner dazu zu erzählen haben. Dafür fehlen aber noch Sponsoren.

Dass in dem Haus aber nicht nur Aktionen laufen, sondern die Bewohner auch besonders versorgt werden, hat Beate Baumgarte übrigens ganz offiziell bestätigt. Als Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie hat sie dem Heim das Gütesiegel „Demenzsensible Einrichtung“ verliehen. „Es zählt zu den besten Häusern dieser Art in Deutschland“, sagt sie.

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