Wie echt sind die Immendorff-Bilder?

Bei einem 120 000 Euro teuren Ölgemälde soll der Künstler gar nicht selbst Hand angelegt haben.

Düsseldorf. Schon wieder beschäftigt ein Werk des 2007 verstorbenen Künstlers Jörg Immendorff die Gerichte. Möglicherweise war der Düsseldorfer Künstlerfürst wegen Geldmangels in den 90er-Jahren zeitweise recht freigebig, wenn es um Echtheitszertifikate seiner Bilder ging. Er soll auch Werke zertifiziert haben, die gar nicht von ihm stammten.

Während in einem noch laufenden Verfahren die Immendorff-Witwe Oda Jaune die Vernichtung des Ölgemäldes "Ready-made de l’histoire dans Café de Flore" (1987/88) erzwingen will, weil es sich dabei angeblich um eine Fälschung handelt, steht im am Freitag gestarteten Verfahren der Wert des Ölbildes "Café de Flore" (1990/91) zur Debatte. Nach Ansicht des Kunstberaters Helge Achenbach handelt es sich um ein so genanntes Werksgemälde - der Künstlerfürst hat seine Entstehung zwar überwacht, aber nicht selbst Hand angelegt. Es wäre weniger wert, als ein vom Immendorff eigenhändig gefertigtes Werk. Ein Münchner Kunstsammler hatte das Gemälde im April 2008 in einer Oberkasseler Galerie für 120 000 Euro erworben. Weil er es weiter verkaufen wollte, ließ er es von Achenbach begutachten. Jetzt will der Münchner das Bild der Galerie gegen Herausgabe des Kaufpreises wieder zurückgeben.

Der Oberkasseler Galerist sagt, er habe sich die Echtheit bescheinigen lassen. "Mein Bruder hat 1999 oder 2000 das Bild im Haus Immendorff in der Stephanienstraße für 45 000 Mark gekauft." Ein Mitarbeiter des Küstlers habe es samt Echtheitszertifikat, einem Stempel in Affenform, übergeben.

Für den Fall, dass der Münchner Sammler sich vor Gericht durchsetzt und der Düsseldorfer Galerist das Immendorf-Werk zurücknehmen muss, will der Galerist versuchen, die Begleichung seines Schadens durch die Künstler-Witwe Jaune per Gerichtsbeschluss zu erzwingen.

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