Wie die Carlsplatz-Händler mit Wespen umgehen

Wespen sind in diesem Jahr auffallend viele unterwegs — wie geht es da erst denen, die neben Lebensmitteln arbeiten? Wir haben uns auf dem Markt umgehört.

Wie die Carlsplatz-Händler mit Wespen umgehen
Foto: Carolin Scholz

Düsseldorf. Es ist ein bedrohliches Summen, das man derzeit nahezu überall im Ohr hat — zumindest wenn Essbares in der Nähe steht. Und dann kommt die schwarz-gelbe Gefahr oftmals auch noch unangenehm nah heran — alles wedeln, pusten und schimpfen vergeblich. Die Wespen sind in diesem Jahr eine echte Plage. Doch noch schlimmer als für den gemütlichen Garten- oder Balkongenießer sind sie für die, die in der Nähe von Lebensmitteln arbeiten müssen. Auf dem Carlsplatz machen sie Obsthändlern, Bäckern und Metzgern zu schaffen. Die gehen alle unterschiedlich damit um.

Dass an seinem Stand noch niemand gestochen wurde, grenzt an ein Wunder, sagt Sebastian Schier am Obst- und Gemüsestand seiner Familie. „Das ist das heftigste Jahr seit langem“, sagt er. Auch wenn er sich das nicht so recht erklären kann. Experten des Naturschutzbundes Nabu begründen das große Aufkommen damit, dass im Juni die sogenannte Schafskälte weggefallen sei. Außerdem habe es keine Überflutungen gegeben — so konnten viele der Tiere überleben und große, kräftige Nester bauen.

(Eine Wespe beißt ein Stück aus einer Scheibe Schinken heraus — wer gerne draußen frühstückt, kennt das Bild. Foto: dpa)

Schier hat festgestellt, dass es mit dieser Woche, in der es weniger heiß war und auch mal geregnet hat, auch etwas weniger Wespen gab. Trotzdem — sie sind in diesem Jahr ein ständiger Begleiter. „Wir haben ja auch lauter Sachen hier liegen, die die mögen“, sagt Schier. Ein saftiger Apfel hier, ein paar reife Beeren dort — für die kleinen Quälgeister wohl die reinste Verlockung.

„Leben und leben lassen“ ist die Devise von Marvin Köster hinter der Metzgertheke. Bisher ist hier auch noch niemand gestochen worden. Für den Notfall halte man aber Salbe und Kühlpads bereit. So schlimm wie in diesem Jahr sei es noch nie gewesen, sagt Köster, während vor ihm in der Auslage eine Wespe gerade mit einem kleinen, abgezwackten Stück Hühnchenbrust versucht, durch die Glasabdeckung der Theke abzuhauen. Die Kunden sehen die Sache gelassen. Insgesamt findet er ohnehin: lieber Wespen als Fliegen. „Fliegen würden mich mehr stören.“ Die würden Eier legen — die Wespen versuchen nur, ein Stück Essbares zu stehlen.

Nicht ganz so entspannt waren die Kunden beim Bäcker Schüren. Nachdem es Beschwerden gab, wurde hier eine Falle aufgestellt, die die Tierchen mit Licht anlockt und dann — vorsichtig gesagt — einzieht. Doch es ging nicht anders. „Nachdem die sich hier traubenartig auf dem Kuchen gesammelt haben, gab es Beschwerden“, sagt Sabine Rüdiger, die Filialleiterin der Bäckerei hier auf dem Carlsplatz. Sie wurde am Samstag tatsächlich mal wieder von einer Wespe gestochen — nach 26 stichfreien Jahren. Mit Kühlpack und Salbe waren sie hier zum Glück auch ausgestattet. Trotzdem sieht sie die Lage gelassen und findet auch: Fliegen sind die schlimmeren Plagegeister.

Die Sache gelassen zu sehen, empfiehlt übrigens auch der Naturschutzbund Nabu. „Normalerweise reagieren Wespen bei ihrer Nahrungssuche nicht aggressiv. Sie wehren sich erst, wenn sie um ihr Leben bangen“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes in NRW. Deshalb sei gerade der Versuch, die Wespen durch Pusten zu vertreiben, nicht ratsam — das Kohlenmonoxid in der Atemluft erinnert die Tiere an ihre Fressfeinde und wird als Alarmsignal interpretiert. Sollte man doch einmal gestochen werden, empfiehlt der Nabu direkt nach dem Stich Zitronensaft oder eine halbe Zwiebel auf die betroffene Stelle zu drücken. Außerdem helfe Kühlen, Schmerz und Schwellung zu lindern. Wer allergisch ist, sollte natürlich Notfallmedizin dabei haben. Das betreffe aber nur drei bis fünf Prozent der Bevölkerung. Für die meisten ist ein Wespenstich nicht gefährlich, sondern einfach nur schmerzhaft und unangenehm.

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