Wetterkapriolen: So trocken war Vater Rhein seit sechs Jahren nicht mehr

Weil es in Düsseldorf seit Wochen nicht mehr richtig geregnet hat, leiden jetzt Schiffer, Sportler und vor allem die Landwirte.

Düsseldorf. Landwirt Joachim von Holtum schaut dieser Tage häufig in den Himmel. Dort sieht er seit Tagen düstere Wolken -, aus denen aber nur spärlich Wasser auf den trockenen Boden seines Hofs am Froschenteich fällt. Lieber wäre es ihm, wenn seine Zuckerrüben- und Wintergerstenfelder tüchtig nass würden. "Uns fehlt eine kurze, aber intensive Regenperiode", sagt von Holtum. "Eine Woche bis zehn Tage würde schon ausreichen."

Eigentlich sollten die Zuckerrüben, die der Landwirt auf acht Hektar anbaut, jetzt eingefahren werden. "Weil es so trocken ist, können wir den Boden nicht auspflügen, das machen die Maschinen nicht mit." Schon jetzt habe er Kosten für ständige Reparaturen.

Weiteres Problem: Beim Versuch zu ernten, würden die Wurzelspitzen der zuckrigen Knollen abbrechen. Kleinere Rüben bedeuten zwangsläufig weniger Ertrag für von Holtum. Auch wenn durch den warmen Sommer der Zuckergehalt um fast zwei Prozent gestiegen ist.

Viel besser sieht es bei der Wintergerste auch nicht aus, die der Landwirt vor wenigen Tagen ausgesät hat. Das Getreide wird zwar erst im Juli geerntet, sollte aber jetzt kräftig wachsen. "Das bisschen Regen reicht dafür aber nicht aus." Bis zu einer Tiefe von 30 Zentimetern sei seine Erde knochentrocken.

Ähnlich sieht es derzeit auch am Rheinufer aus. So wenig Wasser wie derzeit, hat der Strom seit 2003 nicht mehr geführt. Gerade 39 Zentimeter wurden am Pegel seinerzeit gemessen. Gestern Mittag waren es zwar 78 Zentimeter, Konsequenzen gibt es aber auch bei einem solchen Wasserstand. Lastkähne können wegen ihres großen Tiefgangs nicht voll beladen werden. Die Fahrrinnentiefe beträgt in Düsseldorf nur noch knapp zwei Meter. Bis zum Wochenende soll es sogar noch weniger werden.

"Irgendwann rentiert es sich für die Rheinschiffer nicht mehr zu fahren, weil sie viel zu wenig Fracht laden können", sagt Nils Braunroth vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Köln. Das müsse aber jeder Schiffer selbst entscheiden. Von einem Fahrverbot für Schiffe geht er nicht aus.

"Die derzeitige Trockenheit ist zwar eine extreme Situation", sagt Umweltamtsleiter Werner Görtz. "Untypisch ist sie aber auch nicht. So etwas geschieht alle paar Jahre." Für ihn ist nicht so sehr der Pegelstand entscheidend, sondern die Menge Wasser, die je Sekunde fließt. Derzeit sind es laut Görtz rund 800 Kubikmeter je Sekunde, üblich seien 2000 bis 3000, bei Hochwasser sogar bis zu 10.000.

Sorge, dass durch das Niedrigwasser der Schadstoffgehalt im Rhein ansteige, müsse sich niemand machen. "Der Rhein ist seit Jahren sauberer geworden, eine deutlich höhere Belastung ist nicht sehr wahrscheinlich." Auch für das Trinkwasser, das in Düsseldorf zu 80Prozent aus Rheinuferfiltrat und zu 20 aus Grundwasser gewonnen wird, besteht keine Gefahr.

"So lange noch Wasser im Rhein ist, gibt es genügend Trinkwasser", sagt Stadtwerkesprecherin Petra Beardsley. Das Verhältnis verschiebe sich derzeit leicht, um etwa zehn Prozent zugunsten des Grundwassers. Auch für das Kraftwerk Lausward, das Kühlwasser aus dem Rhein benötigt, bestehe keine Gefahr.

Probleme haben derzeit allerdings die Wassersportler. "Auf dem Rhein ist es eng für uns geworden", sagt Alwill Brouwers, Trainer beim Wasser-Sport-Verein Düsseldorf. "Wir kommen den Schiffen gefährlich nahe, und ihre Wellen drücken uns regelrecht ans Ufer." Mehrere Boote seien so schon beschädigt worden. In der vorigen Woche sei ein Ruderboot an der Oberkasseler Brücke gegen scharfkantige Steine gescheppert und dabei leck geschlagen.

Für die Rennsportabteilung des Vereins ist es derzeit schwierig, überhaupt ans Wasser zu kommen. Der Steg in einem Hafenbecken musste provisorisch verlängert werden und das vereinseigene Motorboot hat schon seit Tagen kein Wasser unterm Kiel.

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