Werkschließung: Mitarbeiter von Carborundum bangen um ihren Lohn

Bei Carborundum in Reisholz ist am 30.4. Schluss mit der Produktion. Beschäftige erfahren es einen Tag vorher offiziell.

Düsseldorf. Niedergeschlagen und verzweifelt sind die 210 Mitarbeiter des Schleifmittelherstellers Carborundum in Reisholz: Erst seit zwei Tagen wissen sie, dass das Werk an der Kappeler Straße am 30.4. geschlossen werden soll.

Einen Tag zuvor um 14 Uhr wird die Belegschaft vom Insolvenzverwalter Frank Kebekus offiziell informiert - wenn nicht noch ein Wunder geschieht. "Es gibt einen Interessenten aus dem Investorenauswahlverfahren, aber ich wäre sehr überrascht, wenn das noch klappen würde", äußert sich der Betriebsratsvorsitzende Henry Mötter dazu.

Sandro Catgiu ist Maschinenführer und seit zehn Jahren bei der Carbo Group in Reisholz beschäftigt: "Wir hängen total in der Luft. Es heißt, wir sollen weiterarbeiten wie bisher. Aber wofür, warum?".

Auch die Kollegen Emil Janosch, Peter Brunnenwasser und Sascha Jäger sind wütend: "Wir haben noch keine Kündigung, deshalb können wir uns noch nicht beim Arbeitsamt melden. Wer zahlt uns nächsten Monat unseren Lohn?", wollen sie wissen.

Bereits am Freitag hatte der Betriebsrat ein Gespräch mit einem anwaltlichen Vertreter des Insolvenzberaters Kebekus mit dem Ergebnis, dass das Werk geschlossen werden soll.

"Die Hälfte der Mitarbeiter soll freigestellt werden, die andere Hälfte für die Ausproduktion noch einige Wochen länger bleiben." Über dieses Ergebnis hatte Mötter Anfang der Woche die Belegschaft in Gruppengesprächen informiert. "Das ist der klassische Fall der Heuschrecke", sagt er.

Weder Insolvenzverwalter noch Geschäftsführung waren gestern zu einer Stellungnahme gegenüber der WZ bereit. Im Jahr 2005 stand das Unternehmen schon einmal vor der Insolvenz, der US-Investor Springwater Capital übernahm daraufhin das Unternehmen und sanierte kräftig: 40 Beschäftigte mussten gehen, Löhne und Gehälter wurden um zehn Prozent gekürzt, das 13. Gehalt wurde ausgesetzt, die Wochenarbeitszeit um zwei Stunden erhöht. Immobilien und Gebäude wurden in Holding-Gesellschaften ausgegliedert.

"Die Geschäftsführung hat noch vor einem Jahr groß von Expansion gesprochen", erinnert sich Mötter. "Wir sind so maßlos enttäuscht, wie man mit uns umgeht. Wir sind eine gewachsene Mannschaft, viele Kollegen seit 40 Jahren dabei und die meisten älter als 50. Was soll aus uns werden?", fragt Janosch - mit hängendem Kopf geht er in den Feierabend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort