Wenn die Nähmaschine in Flammen steht

Ines Doujak will mit ihrer Performance am Bertha-von-Suttner-Platz darauf hinweisen, dass Mode Menschenleben kosten kann.

Wenn die Nähmaschine in Flammen steht
Foto: Markus Ambach

Düsseldorf. Es soll auf den ersten Blick alles ganz normal aussehen. Eine Bluse, ein Kleid. Farbenfroh und bedruckt. Erst beim genaueren Hinschauen sieht der Betrachter die brennende Nähmaschine und die verrosteten Ketten. „The New Silk Road“ nennt die Künstlerin Ines Doujak ihre Kollektion, die sich kritisch mit den Problematiken der neuen Seidenstraße beschäftigt. Mit einem Volumen von rund 900 Milliarden Dollar soll die von Staatschef Xi Jinping ausgerufene Initiative die Staaten entlang Chinas alter Handelsrouten zu Lande und zur See enger an das Reich der Mitte binden.

Dem steht Ines Doujak kritisch gegenüber. Denn: „In der Zeit nach Kolumbus wurde Handel zu einem von Nationalstaaten getragenen und von Gewalt geprägten Geschäft.“ Und Mode ist eben nicht nur schön. Mode ist grausam, sie kann Menschenleben kosten. Am Samstag wird die Designerin 20 Stücke um 16 Uhr im Rahmen ihrer Performance „Ausverkauf“ am Bertha-von-Suttner-Platz präsentieren. Ganz bewusst auf öffentlichem Platz. Ihre Models, allesamt keine Profis zwischen 20 und 60 Jahren, werden zwischen Reisenden umherlaufen. Gleichzeitig besetzt Doujak Schaufenster mit ihren „Plünderern“ und okkupiert sie für die Kollektion, die den Ausstellungsbesucher so durch den Stadtraum begleitet. „The New Silk Road“ ist Teil des großen Projekts „Von fremden Ländern in eigenen Städten“, das der Künstler Markus Ambach mit zahlreichen Beteiligten in jahrelanger Arbeit konzipiert hat. Noch bis zum 19. August sind Arbeiten rund um den Hauptbahnhof zu sehen, die meisten unter freiem Himmel.

In seinem Song „Schwarz zu Blau“ singt Peter Fox über seine Stadt Berlin. „Guten Morgen Berlin/ Du kannst so hässlich sein/ So dreckig und grau/ Du kannst so schön schrecklich sein . . .“ Tauscht man in der Songzeile Berlin mit Düsseldorf, fallen einem bestimmt nicht so viele hiesige Viertel ein. Eines jedoch kann diesem Gefühl nahe kommen: die Gegend um den Hauptbahnhof. .

Welten in einer Welt, heterogene Schönheit, urbanes Leben in seiner ganzen Härte: Das will das Langzeitprojekt „Von fremden Ländern in eigenen Städten“ zeigen. Dabei blicken Ambach und die Akteure durchaus schon auf die kommenden Jahre und wagen einen Blick in die Zukunft. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen bei aktuellen und folgenden Stadtplanungsprozessen helfen.

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