Wenn der Strom abgestellt wird

Stadtwerke unterbrechen pro Jahr bei mehreren tausend Haushalten die Energielieferung — weil nicht gezahlt wurde.

Wenn der Strom abgestellt wird
Foto: Frederico Gambarini /dpa

Es ist plötzlich dunkel in der Wohnung, keine Lampe brennt mehr. Der Fernseher, das Radio lassen sich nicht mehr anschalten, selbst das Smartphone lädt nicht mehr. Und im Tiefkühlschrank schmilzt das Eis. So geht es jährlich knapp 6000 Haushalten in Düsseldorf - wenn ihnen der Strom abgestellt wird.

Das Licht bleibt in den meisten Fällen nicht lange aus: „Mehr als 90 Prozent der Sperrungen werden binnen zwei Tagen wieder aufgehoben“, sagt Nathalie Güttler, Pressesprecherin der Stadtwerke Düsseldorf. Ohne Vorwarnung werde der Strom ohnehin nicht abgedreht. Bis die Stadtwerke den Energiefluss kappen, müsse vorher einiges passiert sein: Dazu gehören unbezahlte Rechnungen im Wert von zusammen mehr als 100 Euro. Damit der Strom wieder angestellt wird, müssen die Schulden bei den Stadtwerken beglichen werden. Zu dem offenen Betrag komme eine Mahngebühr hinzu; außerdem müssen die Schuldner für Zusatzkosten, die den Stadtwerken etwa durch das Stromabstellen entstanden sind, aufkommen. „Im Jahr 2016 haben wir ein paar Tausend Mal die Stromversorgung unterbrechen müssen“, sagt Güttler.

Damit es gar nicht so weit kommt, sollten sich Bürger, die nicht zahlen können, rechtzeitig melden.

Eine mögliche Anlaufstelle für Betroffene ist die Evangelische Schuldnerberatung der Diakonie Düsseldorf. „Im Rahmen der Schuldnerberatung kann durch direkte Kontaktaufnahme zum Beispiel mit den Stadtwerken versucht werden, eine Zahlungsvereinbarung zu treffen“, sagt Uli Wagner von der Evangelischen Schuldnerberatung.

Die Gründe, warum Menschen den Strom nicht mehr zahlen können, seien sehr unterschiedlich. Schulden aus anderen Bereichen zählten dazu: Wenn Inkassofirmen ihr Geld eintreiben, bleibt Schuldnern häufig nichts anderes übrig, als andere Rechnungen liegen zu lassen, weil schlicht kein Geld mehr da sei. „Weitere Ursachen sind natürlich die stetig steigenden Energiepreise und häufig auch alte Elektrogeräte, die viel Strom verbrauchen“, berichtet Wagner. Die Schuldnerberatung werde auch präventiv tätig, bevor der Strom abgestellt wird: „Wenn bereits Rückstände entstanden sind, wird zuallererst darauf hin gearbeitet, diese Probleme durch Zahlungsvereinbarungen mit dem Stromanbieter zu lösen und somit die Sperrung zu verhindern“, so Wagner: „Wenn die Betroffenen also rechtzeitig kommen, lässt sich die Sperrung häufig noch abwenden.“ Wesentlich früher setzen die Präventionsseminare an, die die Evangelische Schuldnerberatung anbietet.

Das Seminar wird in Schulen und durch Bildungsträger angeboten, um jungen Menschen zu erreichen, damit es in der Zukunft erst gar nicht zur Stromsperre kommt, und der Strom verlässlich fließt.

Offenbar mit Erfolg: Die Zahl der Haushalte, denen der Strom abgestellt werden muss, geht nach Angaben der Stadtwerke seit einigen Jahren stetig zurück.

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