Welche Behandlungen gegen Parkinson helfen können

Bei einem Infotag an der Uniklinik klärten Fachleute über neue Therapien auf.

Welche Behandlungen gegen Parkinson helfen können
Foto: J. Michaelis

Wie lange dauert meine Operation? Kann es sein, dass ich andere Medikamente brauche? Was für neue Möglichkeiten habe ich, damit ich mich wieder besser bewegen kann? Mit vielen, teils sehr persönlichen Fragen konfrontierten die Besucher des Parkinson-Tages in der Uniklinik die Experten. Direkt von Fachärzten zu hören, welche Methoden sich in den letzten Monaten und Jahren bewährt und neu entwickelt haben, steht für viele Besucher im Vordergrund. „Was zählt, ist vor allem ein spezielles Bewegungstraining“, sagt Oberarzt Stefan Groiss. In Nordrhein-Westfalen leiden derzeit rund 60 000 Menschen unter Parkinson, Tendenz steigend. „Das Gehirn baut mit dem Alter irgendwann ab — würden wir alle 150 Jahre alt werden, wären wir alle betroffen“, sagt Groiss.

Ursache der Erkrankung sei, dass der Körper immer weniger Dopamin bilde — ein Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen wichtig ist, aber auch für die Psyche. Die Folge: Gehirnzellen sterben ab. Das sehe bei jedem Menschen anders aus, entsprechend individuell müsse die ärztliche Behandlung sein.

Einige neuere Methoden lernten die Patienten beim Parkinson-Tag kennen. Mit einem sogenannten Pen können sie sich bei kurzfristigem Bedarf Medikamente selbst spritzen. Er funktioniert ähnlich wie ein Kugelschreiber, was die Bedienung leichter macht. Hubert Bahner ist von dem Gerät begeistert, auch wenn er es selbst nicht benötigt. „Es ist sehr interessant, zu wissen, dass es solche Möglichkeiten gibt“, sagt er. „Im Moment geht es mir gut, ich kann wieder etwas unternehmen. Doch ich möchte erfahren, was ich künftig einmal tun kann.“ Vor allem in Sachen Medikamenten.

Der fehlende Botenstoff im Gehirn werde mittlerweile durch Tabletten und Spritzen gut ersetzt, wie Groiss erklärt. Welche Mittel am besten geeignet sind, unterscheide sich von Fall zu Fall. Eine eher neuere Methode sei ein kleines Gerät, eine Art Schrittmacher fürs Gehirn. Vergleichbar einem Herzschrittmacher, rege es die Aktivitäten im Kopf durch Strom an. In einer Operation wird es eingesetzt. Ein Teilnehmer des Infotages steht kurz vor einem solchen Eingriff, hat einen Vortrag über den Ablauf in der Klinik intensiv verfolgt, möchte letzte Fragen klären. „Mir geht es wirklich nicht gut. Ich setzte meine Hoffnung auf den Schrittmacher.“

„Neue Studien belegen nun wissenschaftlich, was wir eigentlich schon lange wissen: Die Medizin, Geräte sind nur die eine Hälfte — ganz entscheidend ist hingegen Bewegungstraining. Die Forschung zeigt dabei: Langsame und große Bewegungen verbessern deutlich die Lebensqualität.“ Daher rät Groiss den meisten Patienten zu geeigneter Physiotherapie. Warum die Wirkung eintrete, sei noch nicht genau erforscht. Doch der Facharzt kann es sich durchaus erklären: „Die Übungen halten das Gehirn aktiv, regen bislang noch ungenutzte gesunde Bereiche an, die dann die Arbeit der abgestorbenen Zellen vermutlich übernehmen. Große Bewegungen lindern durch ihren dehnenden Effekt häufig vorkommende Symptome wie starre Muskeln.“

Physiotherapie bei geschulten Anbietern sei das Wichtigste, was Betroffene noch tun können. Patienten lernen ein Trainingsprogramm für zu Hause, das sie am besten täglich ausführen. Das Problem: Es gebe noch viel zu wenig Praxen, die sich darauf spezialisiert haben. „Aber das wird noch kommen. Wir bauen Kontakte aus.“ Hubert und seine Frau Petra Bahner sind schon jetzt überzeugt: „Egal welches Training — Bewegung tut gut. Entscheidend ist, sich dazu zu motivieren. Und dafür sind Angehörige eine wichtige Hilfe.“

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