Wehrhahn-Linie rollt seit einem Jahr

Mehr Fahrgäste, kürzere Fahrzeiten, aber auch defekte Rolltreppen und Verspätungen bei der Gestaltung der Stadträume stehen in der Bilanz.

Wehrhahn-Linie rollt seit einem Jahr
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Vor genau einem Jahr rollte sie erstmals durch den 3,4 Kilometer langen Tunnel: Die Wehrhahn-Linie, die neue Ost-West-U-Bahn zwischen den S-Bahnhöfen Wehrhahn und Bilk. Damals war die Begeisterung groß, die Düsseldorfer erkundeten zu Tausenden die neuen Linien U71, 72, 73, 83. Und freuten sich gemeinsam mit der Weltpresse vom Guardian bis zur New York Times über die künstlerisch gestalteten neuen U-Bahnhöfe. Fast noch mehr als über die Kunst staunten die Anglo-Amerikaner übrigens darüber, dass die Stationen komplett werbefrei blieben. Und: Hat sich das Millionen-Euro-Projekt mit acht Jahren Bauzeit gelohnt?

Verbindlich klären kann man eine solche Frage natürlich nicht. Fest steht, dass die Rheinbahn zufrieden ist mit ihren Zahlen. Insgesamt stieg die Anzahl der Fahrgäste in Bussen und Bahnen 2016 um 1,2 Prozent auf 220 Millionen, die Fahrgeldeinnahmen um 4,4 Prozent. Die vier neuen U-Bahnlinien nutzen an einem Werktag im Schnitt rund 140 000 Fahrgäste, das waren rund 30 Prozent mehr als vorher in den Straßenbahnen 703, 712 und 713.

Zwischen Wehrhahn und Bilk S hat sich die Fahrzeit mit siebeneinhalb Minuten halbiert. Von der Innenstadt nach Gerresheim sind die Bahnen außerdem dank einer Abschraffur auf der Grafenberger Allee (östlich der Schlüterstraße) und der Ampeloptimierung am Nachmittag fünf Minuten flotter unterwegs — manchmal sogar bis zu acht Minuten. Nicht unterschlagen darf man freilich, dass der Weg hinunter zu den sehr tief gelegenen neuen U-Bahnhöfen Zeit kostet: An der Station Heinrich-Heine-Allee fährt man gut 90 Sekunden mit den zwei Rolltreppen hinunter, die gleiche Zeit benötigt man zurück an die Straßenoberfläche, macht bis zu drei Minuten, die man von der Zeitersparnis redlicherweise abziehen muss.

Fahrtechnisch fällt die Jahresbilanz positiv aus: Größere Bahnausfälle oder sonstige Störungen im U-Bahnverkehr auf der Wehrhahn-Linie hat es so gut wie nicht gegeben. Eine „negative“ Ausnahme bildeten indes die Rolltreppen, die in mehreren Stationen immer wieder ausfielen — mittlerweile ist aber auch das Problem weitgehend verschwunden.

Weniger erfreulich ist das Ein-Jahres-Fazit in Sachen Oberflächengestaltung. Das Verschwinden der Straßenbahnen brachte ungeahnte Möglichkeiten für die Entwicklung der Stadträume, bislang genutzt wurden sie nur äußerst sparsam. Oft wurden gerade mal die Oberleitungen abmontiert und die Gleise abgefüllt. Von der versprochenen Neugestaltung der oberirdischen Plätze ist vielerorts (Graf-Adolf-Platz) wenig bis nichts zu sehen.

Immerhin wurde eine provisorische Radachse auf Friedrich-/Breite- und Kasernen-/Elisabethstraße markiert. Doch mit dem Bau eines endgültigen, funktionsfähigen Abschnitts könnte „gegebenenfalls 2018 begonnen werden, vorbehaltlich der dafür zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel“, teilt die Stadt jetzt einigermaßen zurückhaltend mit. Die angespannte Kassenlage der Stadt macht sich hier zweifellos verzögernd bemerkbar. Mehr als einen nur vorläufigen Bedarfsbeschluss gibt es auch für die seit langem geplante Umgestaltung der Schadowstraße zwischen Bleich- und Jägerhofstraße noch nicht.

Deutlich besser sieht es etwas weiter östlich aus: Das Stück zwischen Ost- und Kölner Straße ist inklusive neuer Radwege bereits fertig; der sich daran anschließende Abschnitt hoch zur Worringer Straße ist überplant und soll ab Mai 2017 baulich umgesetzt werden. Mitte 2018 soll dort alles fertig sein.

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