Nach neun Jahren Baustelle sind die Arbeiten fast fertig Wehrhahn: Die Händler atmen auf

Neun Jahre Baustelle haben dem Wehrhahn zugesetzt. Jetzt sind die Arbeiten fast fertig, die Straße verändert sich aber weiter.

Düsseldorf. Am Gehweg wird noch hier und da gearbeitet, aber die großen Baustellen sind verschwunden: Am Wehrhahn kehrt langsam Normalität ein. Zumindest entspricht diese Aussage dem Tenor vieler Händler und Gastronomen, die trotz U-Bahn-Bau in den vergangenen neun Jahren am Wehrhahn ausharrten.

„Es geht bergauf“, sagt Juwelier Ali Reza Ghasemi, seit 1996 am Wehrhahn ansässig. „Die Straße sieht wieder schick aus, die Gehwege sind breiter und durch den Wegfall der Bahnen ist es sicherer geworden“, sagt er. Am Umsatz merke er das Ende der Bauarbeiten zwar noch nicht, das werde aber sicher noch kommen. Er gibt sich optimistisch. „Ich denke, dass es in einigen Monaten oder Jahren sogar besser wird als es vor der Baustelle war.“ Auf diese Zeit freue er sich, sagt der Juwelier.

Ähnlich positiv blickt Florist Klaus Greb auf die Dinge. „Mein Umsatz ist seit dem Frühjahr wieder um 20 Prozent gestiegen“, sagt er. Mit dem Umbau der Straße sei er zufrieden. „Das ist schön geworden, ich denke, dass jetzt wieder Normalität einkehrt.“

Im Fachgeschäft „Hobby made“ für Kreativ- und Bastelbedarf freut sich Verkäuferin Elke Thomas vor allem über die neue U-Bahn — und den Bahnhof Pempelforter Straße. „Dadurch werden viel mehr Kunden auf uns aufmerksam.“ Vier bis fünf Menschen pro Tag würden jetzt zusätzlich kommen, weil sie den Laden auf dem Weg aus der U-Bahn zufällig gesehen hätten. „Wir werden viel öfter gefragt, seit wann es uns gibt und ob wir neu sind hier. Dabei betreiben wir das Geschäft seit zehn Jahren.“

Für die Anwohner sei die Zeit der Beeinträchtigungen derweil noch längst nicht vorbei, sagt Ursula Westermann, die am Wehrhahn wohnt und in ihrem Haus auch vermietet. Wenn sie in ihrem Wohnzimmer steht, dann hört sie weiterhin den Presslufthammer. „Jetzt, wo die Straße fertig saniert ist, werden hier die ganzen Häuser gemacht. Wir kommen vom Regen in die Traufe“, sagt sie. Neben ihrem Haus befindet sich das Wehrhahn-Center, das derzeit grundsaniert wird. Und auch das Wohnhaus auf der anderen Straßenseite ist von einem Gerüst verdeckt.

Viele Händler hätten während der Bauzeit aufgegeben, dafür seien neue gekommen. „Aber viele Billigläden, Nahversorger wie etwa ein Schreibwarenladen oder das Baby-Geschäft haben der Straße den Rücken gekehrt“, sagt Westermann, die die Situation an der Straße über die Jahre hinweg beobachtet hat.

Dass sich zunehmend Billigläden am Wehrhahn ansiedeln, das hat auch Ulrich Biedendorf, Geschäftsführer im Bereich Handel und Verkehr bei der Industrie- und Handelskammer (IHK), beobachtet. Zahlen zur geschäftlichen Situation vor und nach der Baustelle liegen ihm nicht vor, er sagt aber: „Derzeit haben wir am Wehrhahn 35 Einzelhändler.“ Der Wehrhahn profitiere von der zuletzt wieder gestiegenen Kundenfrequenz der Schadowstraße. Einer Passantenfrequenz-Zählung des Immobilien-Beratungsunternehmens JLL nach befindet sich die Einkaufstraße derzeit wieder auf Platz fünf der deutschen Shoppingmeilen: von 10 080 auf 12 365 Passanten pro Stunde konnte die Schadowstraße zuletzt zulegen.

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