Düsseldorf Wehrhahn-Anschlag: Wollte Ralf S. sich selbst ein Alibi verschaffen?

Schon vier Minuten nach dem Bombenanschlag Am Wehrhahn hat der 51-Jährige von zu Hause aus telefoniert.

Düsseldorf: Wehrhahn-Anschlag: Wollte Ralf S. sich selbst ein Alibi verschaffen?
Foto: dpa

Düsseldorf. Um 15.03 Uhr ging die in einer Plastiktüte versteckte Bombe am S-Bahnhof Wehrhahn los. Genau vier Minuten später hat Ralf S. von seiner Wohnung aus telefoniert, die etwa drei Minuten Fußweg vom Tatort entfernt war. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass sich der 51-Jährige damit selbst ein Alibi verschaffen wollte. Am zweiten Verhandlungstag des Prozesses um den Bombenanschlag im Juli vor 18 Jahren, bei dem zehn Sprachschüler aus Osteuropa zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden, ging es auch um die fremdenfeindliche Einstellung des Angeklagten. Ralf S. muss sich wegen zwölffachen versuchten Mordes vor dem Landgericht verantworten.

Vorgelegt wurden Ergebnisse aus der Telefonüberwachung. Um 15.07 Uhr hatte Ralf S. eine Nummer in Köln gewählt. Die gehörte dem Besitzer eines Geländewagens, der sein Fahrzeug inseriert hatte. Als der Anrufbeantworter sich einschaltete, legte der Angeklagte sofort wieder auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Für Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück ein Beleg dafür, dass es Ralf S. nur darum ging, sich ein Alibi zu verschaffen.

Kurz danach telefonierte der 51-Jährige mit einer Fahrschule, weil er seinen Führerschein neu machen musste. Gegen 15.34 Uhr erwähnte er dann in einem Gespräch mit einer Bekannten, dass er sich Sorgen mache, festgenommen zu werden. Angeblich habe der Angeklagte da überhaupt noch nicht wissen können, was am S-Bahnhof passiert ist.

Auch spätere Gespräche wurden von den Fahndern aufgezeichnet. Dabei habe sich der 51-Jährige gegenüber einem Bekannten aus der rechten Szene fremdenfeindlich geäußert: „Von mir aus hätten es noch 20 mehr sein können. Ich habe meine eigenen Probleme.“

Mehrfach deutete Ralf S. auch an, dass er die erforderlichen Kenntnisse habe, um einen Sprengkörper zu bauen. „Ich habe die Ausbildung dazu“, erklärte er einem Kollegen, der mit ihm beim gleichen Wachdienst arbeitete. Der antwortete verwundert: „Was? Eine Ausbildung zum Neo-Nazi?“ Ralf S. sagte dazu, dass er sich damit nur wichtig tun wollte. Er habe keine Ausbildung zum Umgang mit Sprengkörpern erhalten.

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