Was wir 2015 nicht mehr hören wollen

Manches im Leben ist überflüssig wie ein Kropf — und man wird es doch nicht los. Aber wenn das Wünschen wieder hülfe, hätten wir ein paar Ideen.

Düsseldorf. „Das war schon immer so!“ Oder alternativ: „Das war noch nie so!“ In der Sprachwissenschaft gelten solche Sätze als Kommunikationskiller. Sie lassen fast jeden Dialog auf der Stelle ersterben — weil es darauf keine adäquate Antwort geben kann. Klassische Totschlagargumente.

Was wir 2015 nicht mehr hören wollen
Foto: Arend/Michaelis

Solchen begegnet man als Journalist beinahe täglich. Und fast genauso oft auch anderen inhaltsleeren Phrasen. Und Lügen. Und PR-Maschen. Und Wahrheiten, die wegen ihrer Häufigkeit ärgern. An dieser Stelle breitet die Lokalredaktion der WZ ihren gesammelten Ärger aus. Zehn Sätze oder Wörter, die wir 2015 (ganz subjektiv, aber dafür ganz sicher) nicht mehr hören möchten:

Der stammt aus der Abteilung Phrasen — und wurde besonders oft von Ex-Oberbürgermeister Dirk Elbers bei Terminen aller Art verwendet. Gern auch als Variante mit dem jeweiligen Stadtteil. Nun hätte der Satz nach der OB-Wahl im Sommer eigentlich verschwinden sollen, doch auch Nachfolger Thomas Geisel hat die Phrase schon mehrfach gedroschen. Unser Tipp: Wie wäre es mal mit einem neuen Redenschreiber?

So oder so ähnlich sagen es einige Fortuna-Verantwortliche derzeit. Es handelt sich um einen beliebten Trick, um die Erwartungen der Fans runterzuschrauben — und damit etwas Druck von der Mannschaft zu nehmen. Wir meinen: Die Aussage ist glatt falsch. Es muss jetzt klappen, denn so einfach wie in dieser Saison wird der Aufstieg vermutlich lange nicht mehr.

Das betont die Verwaltung oft und gern. Es stimmt auch — wenn man nicht zu weit zurückschaut. Bei Baustart im September 2007 allerdings hieß es, dass alle Arbeiten 2014 fertig seien, stattdessen geht die neue Röhre erst im Februar 2016 in Betrieb. Und statt 650 Millionen Euro wird der Bau am Ende 830 gekostet haben. Ja, dafür gibt es gute Gründe — aber das mit dem Zeit- und Kostenrahmen mögen wir trotzdem nicht mehr hören.

So sicher wie das Amen in der Kirche und die angebliche eine Million Zuschauer beim Rosenmontagszoch (wird bei Regen verlässlich auf 900 000 runtergerechnet), so sicher kommt auch die stets gleiche — und falsche — Besucherzahl zur großen Rheinkirmes. WZ-Recherchen haben einmal ergeben, dass die realistische Zahl bei ungefähr 1,5 Millionen Gästen liegt. Alles andere ist PR-Quatsch. Dass in anderen Städten ebenso grotesk falsche Zahlen zu den dortigen Volksfesten genannt werden, macht die Sache nicht besser.

So oder ähnlich hat man es nun schön öfter von der Bauverwaltung gehört. Folge: Immer noch sind viele Flüchtlinge in Hotels untergebracht. Wir finden: Das geht schon zu lange so — eine bessere Unterbringung muss möglich sein.

Sätze dieser Art sehen die Rheinbahn-Kunden meistens auf den so genannten DyFas. Die Abkürzung steht für „Dynamische Fahrgastanzeige“, gemeint sind die elektronischen Anzeigetafeln an den Haltestellen. Frommer Wunsch an die Rheinbahn: Kommt doch mal ganz ohne aus!

Dieses Wort findet oft dann Verwendung, wenn Verwaltung und/oder Investoren den Neubau von winzigen Einfamilienhäusern in Hinterhöfen anpreisen. Gerichtet ist das Hochglanzwort an die verantwortlichen Politiker, die den Bau solcher „Stadtvillen“ beschließen sollen.

Für seine Rechte auf die Straße zu gehen, ist legitim. Sich von rechten Gruppierungen einnehmen zu lassen, nicht. Anders als in Dresden stößt der Düsseldorf-Ableger von Pegida bisher auf wenig Resonanz — was aber keine Selbstverständlichkeit ist. Die Politik tut gut daran, den Bürgern ihre Ängste zu nehmen, Vorurteile abzubauen — dann bleibt Dügida auch weiterhin eine Randerscheinung.

Mag sein, dass in Köln am Karnevalsauftakt wahlweise mehr/heftiger/doller gefeiert wird. Den hiesigen Jecken kann es egal sein: Wer hier feiert und Freude hat, braucht nirgendwo anders hin zu schielen.

Beliebter Satz von Vorderfrau oder Vordermann in der Schlange an Dausers Gulaschkanone auf dem Carlsplatz. Unsere Antwort: Nö! Darf er nicht. . .

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