„Warum gibt es noch kein Museum in Holthausen?“

Das Kunstprojekt „3TageRaum“ am Kamper Acker hat ein klares Ergebnis erbracht: Der Düsseldorfer Süden ist besser als sein Ruf.

„Warum gibt es noch kein Museum in Holthausen?“
Foto: Thomas Frank

Als Stadtteil ohne Eigenschaften, so wird Holthausen gemeinhin wahrgenommen. Genau aus diesem Grund haben sich Medienkünstler Cornelius Schaper und Stadtsoziologin Sabine Reimann dorthin begeben und ihren „3TageRaum“ errichtet. Ein Kunstprojekt, das auf Teilnahme setzte. Für drei Tage errichteten sie einen roten Pavillon auf dem Kamper Acker und versuchten über verschiedene Kunst-Aktionen, mit den Holthausenern ins Gespräch zu kommen und das erlangte Wissen wieder nach außen zu tragen. Die Bilanz der Künstler fällt positiv aus. Sie haben mit vielen Menschen gesprochen, ihre Erwartungen bestätigten sich. „Es gibt eine Menge kleiner Highlights, die man vorher nicht kannte“, resümiert Schaper.

Eine Aktion nannte sich „Dein Ort in Holthausen“. Einheimische sollten auf einer aufgestellten Karte ihre Lieblingsplätze kennzeichnen. Manche brachten gleich Anschauungsmaterial mit. So zeigt ein Din-A4-großes Foto die Aussicht vom siebten Stock des Franke-Hauses auf das Henkelwerk mit seinen sechs Schloten. Zwei Ur-Holthauserinnen, deren Freundin in dem Hochhaus wohnt, haben es mitgebracht. „Sie fanden, dass die Türme vom Henkel-Werk eine Ikone seien. Wenn man durch Holthausen läuft, kann man sie immer wieder aus neuen Perspektiven sehen, wie eine kleine Landmarke“, erklärt Reimann. Ein anderer Bewohner erklärte die Heggemannstraße zur „schönsten Straße in Düsseldorf“ und hat als Beweis ein rund 1,50 Meter langes Panoramafoto mitgeliefert. Es zeigt die schmucken ehemaligen Henkel-Häuser: gelb, rot oder türkis leuchten ihre Fassaden, häufig mit Rundbogenfenstern und Ornamenten. Ein verspielt wirkendes Gebäudeensemble wie aus einer Märchenwelt.

Aber auch verschwundene Orte setzten die Holthausener auf die Karte. Etwa einen alten Segelflugplatz, auf dem sich jetzt Tennisplätze befinden. Eine ältere Dame verbindet damit Kindheitserinnerungen: „Es gab da einen Steinhügel, auf dem sie viel gespielt hat. Die Kinder tauften ihn ‚Indianerfelsen’“, erläutert Reimann.

Außerdem eröffneten Reimann und Schaper ein „Museum der mitgebrachten Dinge“. Die Holthausener sollten persönliche Dinge beisteuern, die sie mit dem Stadtteil verbinden. Unter den Sammlungsstücken befanden sich etwa ein Eierkocher aus den 1970er Jahren, ein KunststoffReiniger aus dem Hause Henkel oder ein Stadtteil-Foto-Kalender, den ein ortsansässiger Apotheker herausgibt.

Auch die Schneeballgeschichten brachten aufschlussreiche Erkenntnisse mit sich. In einem interaktiven Video-Interview-Spiel auf einem Tablet sollten Holthausener Fragen zu ihrem Stadtteil beantworten. Etwa, wie lange und warum sie in Holthausen leben. Heraus kam, dass viele ihren Stadtteil als lebenswert empfinden, ein Heimatgefühl mit ihm verbinden. Doch die Bürger erwähnten auch Probleme. „Die Gestaltung des Kamper Ackers war immer wieder Thema. Er hat für viele noch nicht genug Aufenthaltsqualität“, so Schaper. Lösungsvorschläge folgten: Bepflanzung zum Beispiel. Doch auch Visionen wurden geäußert. „Warum gibt es noch kein Museum in Holthausen?“, fragte ein Teilnehmer. Woraufhin ein anderer ein Persil-Museum vorschlug.

Und was bleibt vom „3Tage-Raum? Die Künstler dokumentieren ihr Projekt noch auf der Facebook-Seite des Zakk, das als Kooperationspartner fungiert, und erweitern den Wikipedia-Eintrag zu Holthausen. Das wird auf Dauer zu wenig sein, um das Image von Holthausen zu ändern. Doch letztlich sind Künstler ja auch nicht dazu da, die Aufgaben der Politik zu ersetzen.

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