Warum bemerkte keiner den Tod der Nachbarin?

Die Tragödie in Eller schockiert. Netzwerke, die in solchen Fällen vorbeugen wollen, stoßen an ihre Grenzen.

Warum bemerkte keiner den Tod der Nachbarin?
Foto: SL

Düsseldorf. Wohl fast vier Jahre lang lag Petra D. tot in ihrer Wohnung an der Jägerstraße. Unbemerkt von Nachbarn und Anwohnern. Nur dem kriminellen Nachbarpärchen, das für die 52-Jährige hin und wieder Besorgungen machte, fiel ihr Ableben auf. Doch die sagten nichts, sondern kassierten für die Verstorbene weiter die Sozialhilfe.

Wie kann es sein, dass so etwas über Jahre unbemerkt von der Nachbarschaft geschehen kann? Die WZ hat sich auf die Spurensuche gemacht und versucht ein Gespräch mit den Nachbarn über diese Angelegenheit zu führen.

Als Erstes fällt auf: Mülltüten liegen auf und neben der Mülltonne statt darin. Ein Hausbewohner im Erdgeschoss, der gerade seine Wohnung putzt, gibt sich auf die Frage nach der Toten einsilbig: „Ich möchte gar nicht über diesen Vorfall sprechen.“

Stefanie G. wohnt zwei Häuser weiter und kannte die Tote. „Ich hab sie ein paarmal auf der Straße getroffen“, erinnert sich die 47-Jährige, die nicht mit vollem Namen genannt werden möchte, weil ihr die Sache auch ein bisschen unangenehm ist. Als sie Petra D. längere Zeit nicht mehr gesehen hatte, habe sie sich nichts dabei gedacht. „Ich dachte, sie wäre umgezogen.“ Überhaupt sei der Zusammenhalt in der Wohngegend früher besser gewesen. „Aber hier sind viele alteingesessene Mieter weggezogen.“

Reagiert hat in Eller immerhin der Hausmeister. Ihm war aufgefallen, dass er Petra D. sehr lange nicht gesehen hatte. Schließlich ließ er einen Schlüsseldienst kommen, so wurden die Überreste der Frau entdeckt.

Christel Powileit leitet ein soziales Zentrum in Flingern, sie kennt solche Geschichten. Vereinsamung in einer Großstadt zu verhindern sei nicht einfach, zumal wenn Leute sich nicht von sich aus meldeten. „Oft sind es aufmerksame Nachbarn, die sich an uns wenden, oft reagiere aber auch niemand. Wenn so etwas passiert wie in Eller, dann bringt es vielleicht manche zum Nachdenken darüber, wie es in ihrer Umgebung aussieht.“

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