Wahlkampf von Düsseldorf bis Albanien

François Besançon will Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung werden.

Düsseldorf. François Besançon ist Franzose. Das ist nicht zu überhören. Schon bei seinem "Guten Tag" kommt der französische Akzent deutlich heraus. Charmant wirkt der 28-Jährige, der in seinem schwarzen Anzug Frauen stets die Tür aufhält. Er selbst bezeichnet sich als Europäer.

In Ostfrankreich geboren lebt er seit sieben Jahren in Deutschland, seit 2007 in Düsseldorf. Jetzt will François Besançon Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung werden. 2012 dürfen die im Ausland lebenden französischen Staatsbürger erstmals direkt eigene Abgeordnete wählen, die sie vertreten. Am Donnerstag entscheidet sich, ob François Besançon für seine Partei aufgestellt wird.

Mit 28 Jahren wäre François Besançon sicherlich einer der jüngsten Repräsentanten. "Mein Alter sagt nichts über meine politische Erfahrung aus", sagt er Skeptikern, die ihn für zu jung halten. Mit 18 Jahren trat er in die französische Parti Socialiste ein. Heute ist er ihr NRW-Landesvorsitzender. Den Weg in die Politik hat ihm seine Mutter geebnet. "Sie hat mir beigebracht, immer einen kritischen Blick zu haben, besonders in der Politik."

Er sieht sich als Teil einer neuen politischen Generation. "Ich bin offen für neue Wege und nicht so arrogant zu glauben, dass ich alles besser weiß." Wenn er es in das französische Parlament schafft, wird sich sein Leben grundlegend verändern. Bisher arbeitet François Besançon an der Internationalen Schule in Neuss als Lehrer. Den Job müsste er aufgeben. Auch seine Treffen mit den Jonges müsste er vernachlässigen. Seit Oktober ist er Mitglied.

Sein Wohnsitz bleibt aber in Düsseldorf. "Ich werde zwar die meiste Zeit des Jahres in Paris sein, aber ich fühle mich hier zu Hause." Schon im Wahlkampf hat er seine Wohnung in Rath nur selten gesehen. Er war in Warschau, Berlin, Wien, Prag, Bukarest, Sarajewo und Sofia - halb Europa gehört zu seinem potenziellen Wahlkreis. Als Abgeordneter würde er 20.000 Franzosen in 16 Ländern vertreten. 6.000 davon leben in Düsseldorf. Sein kleinster Wahlkreis ist mit 100 Franzosen in Albanien.

"In Deutschland leben viele meiner Landsleute schon in der dritten Generation. In Osteuropa bleiben die meisten nicht länger als 20 Jahre." Dass es den Franzosen in Deutschland so gut gefällt, läge an der deutschen Mentalität. "Die Menschen hier sind sehr entspannt. Vor allem in der Arbeitswelt. Man kann auch mit seinem Chef problemlos reden. In Frankreich sucht man den Dialog mit Vorgesetzten eher selten."

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