Von Narren und alten Römern

Roncalli-Chef Bernhard Paul und Heino bei Blau-Weiss, Filmstars in Unterrath – in den Sälen gaben sich am Wochenende die Jecken die Ehre.

Düsseldorf. Wie man als Narr zum Clown wird, zeigte Roncalli-Chef Bernhard Paul am Samstagabend bei der Gala der Prinzengarde Blau-Weiss: Einmal die Mütze quer auf den Kopf gesetzt und die extra aus den USA besorgte blaue Nase aufgesteckt - und schon wurde aus dem frisch gekürten Träger der Goldenen Pritsche ein fröhlicher Zirkusclown.

"Für mich hat der Karneval genauso eine Seele wie die Manege, denn in beiden Fällen engagieren sich Menschen mit Herzblut", sagte Paul nach der Verleihung.

Zuvor hatte Oberbürgermeister Dirk Elbers in seiner Laudatio gewürdigt, dass Paul bei Start des Zirkusprojektes Roncalli allen Widrigkeiten zum Trotz nie seinen Humor verloren habe. "Sie haben auch vielen anderen Menschen ein Lachen geschenkt und mit dem Roncalli-Varieté einen wichtigen Beitrag zur Düsseldorfer Kulturszene geleistet." Paul konterte gut gelaunt: "Heute ist die Bank, die mir in der Anfangszeit den Gerichtsvollzieher geschickt hat, pleite und wir schreiben als Zirkus schwarze Zahlen."

Für die 750 Ballgäste hatte er noch eine besondere Showeinlage im Gepäck: Das Hand-auf-Hand-Akrobatik-Duo Guiseppe und Emanuel Curatola, das Blau-Weiss-Präsident Udo Heinrich kopfüber in seine Show einbezog.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der Auftritt Heinos, Ganz in Blau und Weiss gekleidet, sang der gebürtige Oberbilker seine Hits wie "Blau blüht der Enzian", "Die schwarze Barbara" oder "Karamba, Karacho, ein Whisky". "Solche Lieder wird es noch geben, wenn kein Mensch mehr Hip-Hop, Rock oder Heavy Metal hören will", zeigte sich Heino, neues Ehrenmitglied der Prinzengarde, selbstbewusst.

Etwas aufgeregt war das Kinderprinzenpaar von Till’s Freunden vor der großen Sitzung doch. "Wir haben die Rede noch einmal verändert, hoffentlich klappt alles", sagte Kinderprinz JuliusI., bevor er mit seiner Venetia Sandra in den mit 920 Jecken komplett ausverkauften Radschlägersaal einzog.

Bislang hatten die Kindertollitäten ihre 26 Auftritte mit Bravour gemeistert, und auch am Samstagabend zeigten sich die beiden wieder souverän. Julius wurde besondere Ehre zuteil: Er durfte dem großen Prinzen Lothar I. und seiner Venetia Ute den Orden verleihen.

Während oben im Saal mit den Swinging Fanfares und der Tanzgarde "Kölner Rheinveilchen" gefeiert wurde, bot Rokhaya Ndoye im Untergeschoss den Jecken blinkende Accessoires. Die gebürtige Senegalesin hat Spaß am Karneval "Die Stimmung ist toll und die Musik gefällt mir."

Fröhlich ging es auch nebenan im im Rheingold-Saal zu, der mit 350 Gästen ebenfalls restlos ausverkauft war. Dort wurde bei der großen Spiesratze-Sitzung mit Künstlern wie den Fetzern, den Düssel-Disharmonikern und dem Duo Achim & Olli bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. "Wir haben hier immer eine ganz besondere Atmosphäre und sehr viele Stammgäste", freute sich Spiesratzesprecher Bernhard Lück.

1000 Besucher saßen am Samstag im Festzelt der Unterrather Karnevals-Gesellschaft Blau-Gelb, um eine Retematäng-Sitzung als Show-Sitzung zu erleben. "Hollywood in Ongeroood" hieß das Motto, das Düsseldorfs närrisches Urgestein Hermann Schmitz als Präsident ausgegeben hatte. Die närrischen "Funken" traten als Hollywood-Stars auf, von einer professionellen Maskenbildnerin als Marilyn Monroe, Spiderman, Dick und Doof täuschend echt geschminkt.

Auf der Bühne erzeugten Plakate und Filmmusik eine Stimmung wie in den 50er Jahren. Hermann Schmitz hatte erstmals einen "Assistenten" neben sich: Björn Bähren, 22 Jahre jung und Sitzungspräsident der Kindersitzungen, gab den Helfer und den Dialogpartner im Sprüche-Kloppen.

Zu den Höhepunkten im Programm gehörten Wilfried Ketzer als Hausmeister, Musikclown Bruce Kapusta als Solo-Trompeter und Ex-Hoppeditz Jürgen Hilger-Höltgen als "Fimmännchen", das seinen Senf zur Düsseldorfer Kommunalpolitik beisteuerte.

Nicht nur die alten niederländischen Meister sind eine Klasse für sich. Auch der Holländer Marcel Hameleers ist ein Könner mit Pinsel und Farbe. Unter seiner Leitung entsteht jedes Jahr das Bühnenbild für die Rather Aape. In diesem Jahr stand der Affenspaß im mit 350 Gästen ausverkauften Rather Vereinshaus unter dem Motto "Forum Romanum", und so marschierte der Elferrat unter der Leitung von Präsident Robert Kotzur in römischen Gewändern auf.

Auch die Kostüme waren nicht von der Stange, sondern von den närrischen Affen selbst geschneidert. Wer sich so viel Mühe gibt, braucht nicht lange, um in Stimmung zu kommen. Mit den Swinging Fanfares, Alt-Schuss oder Hausmeister Winfried Ketzer kamen auch diesmal wieder Spitzenkräfte des Düsseldorfer Karnevals nach Rath. Dem Thema bleiben die Aape übrigens auch beim Rosenmontagszug treu: Ihr Wagen wird als rollendes Colosseum zu sehen sein.

Als sächselnder Büttenredner ist Edno Bommel in diesem Jahr der Senkrechtstarter im Düsseldorfer Karneval. Bei der Sitzung des Düsseldorfer Narrencollegiums in der ausverkauften Rheinterrasse kam der schlagfertige Narr am Freitagabend allerdings ins Staunen. Präsident Bruno Schmelter konnte ihm nämlich in bestem Sächsisch antworten. Als der ihm die Gage in Ostmark auszahlen wollte, lehnte Edno Bommel dankend ab.

Weitere Höhepunkte waren die närrischen drei Tenöre, eine Parodie auf die berühmten Vorbilder, die 40 Tänzer von der Garde Rheinfeuer aus Koblenz sowie das Gesangsduo Achim und Olli.

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