Düsseldorf Virenwelle hat Düsseldorf im Griff

In Düsseldorfs Kitas und Schulen gehen Magen-Darm-Erkrankungen sowie grippale Infekte um.

Düsseldorf: Virenwelle hat Düsseldorf im Griff
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Düsseldorf. Temperaturen im deutlichen Plusbereich und dazu immer wieder Regen — der November war wie üblich der Monat, für den Rheinländer das Wort „usselig“ erfunden haben. Das drückt nicht nur auf die Stimmung, sondern vor allem aufs Immunsystem. Traditionell bricht zum Start des Winters die Virenwelle über Düsseldorf herein. So auch in diesem Jahr. Und das trifft vor allem die Kleinsten — aber natürlich automatisch auch deren Eltern.

Christine Tobes war mit ihren Kindern am Wochenende vorvergangene Woche auf einem Geburtstag in einem Indoorspielplatz. „Die Halle war brechend voll. Lauter Kinder zwischen drei und zehn“, sagt die 35-Jährige. „Am Tag danach war die Hälfte der Geburtstagsgesellschaft nicht in Schule oder Kindergarten. Das hat eine Riesen-Krankheitswelle nach sich gezogen.“ Ihr Sohn (9) habe sich in der Nacht stündlich übergeben, die fünfjährige Tochter am Morgen — sie selbst war ebenfalls mit Magen-Darm-Grippe drei Tage krankgeschrieben.

Was die Düsseldorfer Mutter erlebt hat, gehört in der Kindertagesstätte Urmelhaus in Gerresheim gerade zum Alltag. „Es ist wirklich extrem zurzeit“, sagt Leiterin Michaele Leuchs. Von den knapp 50 Kindern, die normalerweise im Urmelhaus betreut werden, fehlen rund 20. „Vor allem Magen-Darm-Erkrankungen gehen rum. Weil wir viele Kinder noch wickeln, bleiben Ansteckungen trotz höchster hygienischer Standards nicht aus“, sagt sie. Von den 15 Kollegen sind fünf bereits erkrankt. Um den Ausfall aufzufangen und die Betreuung der verbleibenden Kinder gewährleisten zu können, wurden die zwei Häuser der Kita zusammengelegt. „Einige Kolleginnen machen auch Doppelschichten“, sagt Leuchs.

Ähnliches erlebt Petra Kinast in der Kita Villa Hügelchen in Holthausen: „Es ist jedes Jahr so, wenn die Heizperiode anfängt. Im November geht’s los — das ist so.“ Vor allem Erkältung, Fieber, aber auch Magen-Darm-Infekte. Die Kinder steckten sich gegenseitig an — und natürlich die Erzieherinnen. Was kaum zu verhindern sei, erklärt die Erzieherin einer Kita des Deutschen Roten Kreuzes: „Meist merkt man erst, dass ein Kind erkrankt ist, wenn es spuckt oder Durchfall hat. Und dann geht es schon in der Gruppe herum. Verhindern lässt sich eine Ansteckung so gut wie gar nicht“, sagt sie. Dass Eltern ihr Kind schon bei den leisesten Anzeichen einer Erkrankung zu Hause lassen, sei zwar hilfreich, aber nicht realistisch. „Schließlich sind die meisten Eltern berufstätig und können sich kaum leisten, die Kinder bei vermeintlichen Symptomen gleich zu Hause zu lassen.“

Aber auch in den Schulen ist die aktuelle Krankheitswelle angekommen. An der Grundschule Helmholtzstraße gab es in der vergangenen Woche einen Engpass: „An drei Tagen fehlten insgesamt neun Lehrer. Das lag an krankheitsbedingten Ausfällen, aber auch an verpflichtenden Fortbildungen für Lehrer, die nicht verschoben werden konnten“, sagt Schulleiterin Kerstin Hänsel. Mittlerweile habe sich die Lage aber wieder normalisiert. „Wir hoffen sehr, dass es so bleibt.“ Das hofft auch Ulrike Berghahn, stellvertretende Schulleiterin der Joseph-Beuys-Gesamtschule. Das Kollegium setzt vor allem auf Prävention, um gut durch den Winter zu kommen: „In jedem Klassen- und Fachraum steht ein Waschbecken, die Schüler werden darauf hingewiesen, sich oft die Hände zu waschen, um Ansteckungen zu vermeiden“, sagt Berghahn.

Klaus Göbels, Leiter des Düsseldorfer Gesundheitsamts, befürwortet das. „Um eine Ausbreitung zu vermeiden, hilft es nur, Standardhygiene einzuhalten und sich regelmäßig die Hände zu waschen“, sagt er. Auch die „Hustenetikette“ sollten bereits Kinder lernen: „Schon den Kleinsten kann beigebracht werden, nicht in die Hand zu niesen oder zu husten, sondern in die Armbeuge.“

Dass es gerade zu Winterbeginn zu einer Häufung von Erkrankungen der oberen Atemwege und Magen-Darm-Infektionen komme, sei üblich, die Ursache wissenschaftlich aber nicht geklärt. „Es heißt, dass kühle Temperaturen die Ausbreitung begünstigen. Außerdem sind im Winter häufig viele Menschen in geschlossenen Räumen versammelt. Dadurch ist die Ansteckungsgefahr größer“, so Göbels. Besonders in Kitas verbreite sich jeder Infekt rasend schnell, „weil vor allem kleine Kinder die Standardhygiene nicht einhalten“. Laut der Hausarztpraxis Dr. med. Hartz-Schütt an der Stresemannstraße beobachtet man in Düsseldorf neben „verstärkten Atemwegsinfekten“ auch eine Ausbreitung des Bakteriums Campylobacter, das zu Durchfallerkrankungen führt. Allerdings werde dies nur entdeckt, wenn auch eine Stuhlprobe des Patienten wissenschaftlich untersucht wird.

Die schlechte Nachricht für Düsseldorfs Rotznasen: Ein Ende des Virenwetters ist noch nicht in Sicht. „Die Nächte werden zwar etwas kälter“, sagt Cornelia Urban vom Deutschen Wetterdienst auf Anfrage der WZ. „Aber tagsüber geht es im Rheinland hoch auf acht oder neun Grad. Und es kann immer wieder Hochnebel und Nieselregen geben.“ Na dann: Hatschi!

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