Viele Firmen setzen auf Polen

Manche Facharbeiter dort verdienen indes mehr als hier.

Düsseldorf. Düsseldorfer Unternehmen haben es längst erkannt: Der polnische Markt ist ein lohnender Investitionsstandort. Während hierzulande aktuell darüber diskutiert wird, ob Arbeitskräfte mit der Öffnung des Arbeitsmarktes nach Deutschland strömen, sind sich Wirtschaftsexperten darüber einig, dass Facharbeiter gutes Geld in Polen verdienen — und gar nicht kommen wollen.

Einer von ihnen ist Michael Sibert, Geschäftsführer der Firma BTL, mit etwa 40 Mitarbeitern. Der Chef des Düsseldorfer Unternehmens, das unter anderem Messen Veranstaltungstechnik anbietet und beispielsweise für den Bühnenaufbau beim ESC in der Arena zuständig war, hat vor zehn Jahren auf Polen gesetzt.

Eine Tochterfirma, die in Posen gegründet wurde, wirft steigende Umsätze ab, die zurzeit zwei Millionen Zloty (etwa 500.000 Euro) betragen. Mittlerweile erwirtschaften sechs Mitarbeiter vor Ort auch einen regelmäßigen Gewinn. „Ich denke, das Lohnniveau von polnischen Firmen ist überdurchschnittlich“, sagt Sibert.

Deutlicher wird Michael Kern, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Polnischen IHK. „In Polen gibt es Schweißer, die verdienen 3.000 bis 4.000 Euro.“ Da müssten deutsche Firmen ordentlich drauflegen, um sie abzuwerben.

Sibert: „Ich habe von Anfang an nicht geplant, polnische Arbeitskräfte abzuheuern.“ Vielmehr gehe es um einen Austausch, bei dem auch Kräfte aus Düsseldorf in Polen anpacken müssten — um dort die Kundennachfrage zu bedienen.

Dass die enorm ist, sehen viele Düsseldorfer Firmen: Die Metro-Gruppe hat in Polen 142 Märkte. Für die Ergo-Versicherungsgruppe ist das Nachbarland einer der wichtigsten Auslandsmärkte, der mit fünf Tochterfirmen bedient wird. Henkel ist in Polen an neun Standorten mit mehr als 1.000 Mitarbeitern vertreten. Und die Gerresheimer AG unterhält Werke für Glas- und Kunststoffverpackungen.

Größter Handelspartner für Polen ist NRW: Hiesige Firmen haben 2010 Waren im Wert von sieben Millionen Euro nach Polen exportiert und aus dem Land importiert. Im Raum Düsseldorf gibt es 1.829 Kleingewerbetreibende aus Polen. Etwa 10.000 Polen leben hier.

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