Düsseldorf-Derendorf Verjüngungskur im Kasernengebiet

Ein Gang durch die einstigen Militärunterkünfte zeigt ein neues, gut gebautes Viertel zum Wohnen.

Düsseldorf. An der Tannenstraße/Roßstraße ist die Umwandlung des zehn Hektar großen Kasernengeländes weit fortgeschritten. Die Umnutzungen der Soldaten-Unterkünfte in das neue Hauptverwaltungsgebäude der Werbeagentur Grey, ins Studienzentrum der Akademie Mode & Design und in diverse Wohnbauprojekte sind so weit fortgeschritten, dass das Areal geradezu verjüngt ausschaut. Die Nachfrage nach Führungen der Geschichtswerkstatt durch das Gelände ist verständlicherweise groß. Die WZ nahm an einer Führung durch Manfred Hebenstreit vom Bürgerverein Derendorf teil.

Düsseldorf-Derendorf: Verjüngungskur im Kasernengebiet
Foto: MZ

Hebenstreit begann bei der wilhelminischen Zeit. Bis zum Ersten Weltkrieg waren in Derendorf Abteilungen der Feldartillerie, das Ulanen-Regiment Nummer 5, das Niederrheinische Füsilier-Regiment und seit 1888/89 eine Eskadron des Westfälischen Husaren-Regiments stationiert. Die Ziegelbauten umfassten Mannschafts- und Wirtschaftshäuser, Ställe, Kammergebäude, Reithallen, Exerzierhäuser, Schuppen und einen Exerzier- und einen Reitplatz. 1895/96 kam das Offizierskasino, das heutige Haus der Stiftungen, hinzu. Es liegt wie die Quartiere der Soldaten an der Rossstraße.

Bei der Abwicklung der Immobilie gab der damalige Kultusminister Michael Vesper (Grüne) 2001 die Devise aus: „Die Denkmalpflege muss die Zukunft mitgestalten.“ Im Kasernengelände blieben daraufhin Teile erhalten geblieben, während andere weiterentwickelt wurden.

Im Rückblick wird die Rolle der Beuys-Schülerin Ulrike Scheffler-Rother besonders wichtig. Als 1991/92 die Zukunft des Kasernengeländes erstmals zur Diskussion stand, war sie Zuhörerin und wunderte sich. Denn von 16 Kasernen sollten nur vier erhalten bleiben.

1992 entstand ihr erster Forschungsbeitrag unter dem damaligen Planungsamtsleiter Kurt Schmidt, der diese tapfere Frau bewunderte. 1994 trug Scheffler-Rother ihre Bedenken zum Rahmenplan vor, erklärte die kaiserlichen Anlagen als einmalig und ließ sich 1994 in die Bezirksvertreterin wählen.

Ihr Engagement führte zum Erfolg: 1997 wurde die Interessengemeinschaft Kasernengelände ins Leben gerufen, 1998 stellte die Stadt tatsächlich das Gelände unter Schutz. Der Wohnanteil wurde erhöht und die Baumasse verringert.

Wenn das Areal heute eine hohe Bauqualität besitzt, so ist dies einem Investoren-Wechsel zu verdanken. Ursprünglich war an ein Joint Venture der Bayerischen Hausbau mit der LEG als Landesentwicklungsgesellschaft NRW gedacht. Dann aber stieg die Bayerische Hausbau aus. Schließlich kam Karl-Heinz Petzinka als Architekt und Chef der THS-Treuhandstelle ins Spiel. Er kaufte alles ab und machte daraus ein Anlageprojekt seiner Gesellschaft.

Der Gang durch das Gelände zeigt: Viele Wohnhäuser sind mit Klinker versehen. Die alte Reithalle ist wenigstens als Wand vorhanden. Dahinter werden Wohnhäuser errichtet, unter anderem ein Stadtpalais. Durch Luken in der Mauer kann man den Fortgang der Bauarbeiten beobachten.

Die Häuser der THS liegen rund um den Gardeplatz. Die Nachfolgegesellschaft der THS, die Vivawest, vollendet zur Zeit den Wohnungsbau. Sie nimmt sich auch des alten, ramponierten Turmes auf dem Gelände an.

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