Vergewaltigungsvorwurf: Angeklagter Polizist will aussagen

Prozess wegen mutmaßlicher Vergewaltigung auf der Wache ist gestartet.

Vergewaltigungsvorwurf: Angeklagter Polizist will aussagen
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Vergewaltigung eines Mannes im Dienst, auf einer Polizeiwache, mit der Dienstwaffe als Druckmittel — wegen dieser schweren Vorwürfe muss sich seit gestern ein 58-jähriger Polizeihauptkommissar vor dem Landgericht verantworten.

Wäre der kräftige Angeklagte im schwarzen Anzug nicht vom Dienst suspendiert, hätte er vor wenigen Wochen sein 40. Dienstjahr feiern können. Sollte er verurteilt werden, muss er mit Gefängnis, Entlassung als Beamter und Verlust der Pension rechnen. Den Prozessbeginn vor der 4. Großen Strafkammer beobachteten der polizeiliche Opferschutz und Mitarbeiter der Disziplinarabteilung der Polizei.

Der angebliche Tatort liegt nur 300 Meter vom Justizzentrum entfernt: Die Bezirksdienststelle Bogenstraße 35 der Polizei, nahe dem Oberbilker Markt. Dort soll das spätere Opfer an einem Aprilsamstag vergangenen Jahres zunächst eine Diebstahlsanzeige über ein Fahrrad aufgegeben haben.

Laut Staatsanwaltschaft hat der Angeklagte den Mittzwanziger systematisch mit Vorwürfen unter Druck gesetzt, er sei doch sicher mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten, möglicherweise einer eigenen Straftat verdächtig. Schließlich habe er sein Opfer für verhaftet erklärt und zum Oralverkehr genötigt. Der Geschädigte erstattete deswegen am selben Tag Anzeige beim Polizeipräsidium.

Neutrale Augenzeugen vom Geschehen auf der Wache oder eine Videoaufnahme gibt es laut Prozessbeteiligten nicht, wohl aber DNA-Spuren sowohl des Polizisten als auch des mutmaßlich Geschädigten.

„Mein Mandant will, dass alles öffentlich wird“, erklärte der Anwalt des 58-Jährigen. Der Angeklagte habe zwar während der Ermittlungen auf seinen Rat hin geschwiegen, werde sich jetzt aber umfassend zu den Vorwürfen äußern. Das Verfahren werde auf eine Situation Aussage gegen Aussage hinauslaufen.

Weil dem Anwalt Akten des Gerichts noch nicht vorliegen, erlaubte der seinem Mandanten zunächst nur, seinen Lebenslauf vorzutragen. Der 58-Jährige berichtete von Hauptschulabschluss und Lehre, vom Eintritt in den Polizeidienst und der Hochzeit mit der Tochter eines Kollegen: „Ich bin seit 35 Jahren glücklich verheiratet.“ Und: „Ich bin stolz auf meinen Beruf.“ Der Prozess wird am Dienstag kommender Woche fortgesetzt.

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