Unterbacher See: Schwimmwesten sind Pflicht, aber keiner kontrolliert

Trotz des jüngsten Todesfalls werden Kinder am Unterbacher See nicht gefragt, ob sie schwimmen können.

Düsseldof. Maximilian Rennert findet es zwar etwas übertrieben, trotzdem zieht er ohne zu meckern seine Schwimmweste über. „Ich kann schwimmen. Eigentlich bräuchte ich die nicht“, sagt der Zwölfjährige. Seine Stiefmutter Su-Ling von Moltke aber besteht drauf. „Es ist einfach sicherer“, sagt sie und zieht auch ihren beiden Kleinkindern Sarah (3) und Leopold (2) eine Kinderschwimmweste über. Die Familie mietet Freitag zum ersten Mal am Unterbacher See ein Tretboot.

An dem See, auf dem vor zwei Wochen ein Junge in Maximilians Alter von einem Tretboot gesprungen und ertrunken ist. Der genaue Hergang ist bisher unklar. Die Geschäftsführung des Zweckverbandes Unterbacher See erließ daraufhin eine Westenpflicht für Nichtschwimmer. Aber wird die auch durchgesetzt? Die WZ schaute sich Freitag vor Ort um.

Die Schwimmwesten bekommt Familie von Moltke kostenlos — aber nur auf Nachfrage. Die Größen müssen sie sich selber aus einem Korb heraussuchen, auch eine Einweisung, wie man die Westen anzieht, gibt es nicht.

Die Familie ist an diesem Nachmittag eine Ausnahme. Selbst jüngere Kinder mit und ohne erwachsene Aufsichtspersonen strampeln mit Tretbooten Richtung Seemitte. Ohne Schwimmwesten. „Wir können alle schwimmen“, sagt Finn (13, Name geändert), der gerade mit drei gleichaltrigen Freunden mit dem Tretboot startet. Eine Einweisung zu Vorsichtsmaßnahmen auf dem Boot haben die Mitarbeiter des Verleihs nicht gegeben. Auch ob er schwimmen könne, ist Finn nicht gefragt worden.

Es ist heiß. Die Menschen zieht es aufs Wasser und die Bootsverleiher haben alle Hände voll zu tun. Eine Aufsichtsperson, die das Geschehen ständig im Blick behält, sucht man am Ufer vergebens. Nach einer Weile schnappt sich ein junger Mann einige Schwimmwesten und fährt für etwa eine halbe Stunde mit einem Motorboot mit der Aufschrift „Seerettung“ auf das Wasser hinaus.

Offenbar, um nach dem Rechten zu sehen. Auch am vorigen Sonntag patrouillierte regelmäßig ein Boot auf dem See. Was aber wohl nicht selbstverständlich ist. Eine Seglerin, die vor Wochen gekentert ist, berichtet, dass sie erst nach einer Dreiviertelstunde Hilfe bekam — nachdem Ruderer den Verleih per Handy anriefen.

Die Mitarbeiter des Bootsverleihs, der zum Zweckverband Unterbacher See gehört, sagen auf Anfrage der WZ nichts. Sie verweisen nur auf den Geschäftsführer — und der ist im Urlaub.

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