Und der ganze Verein brüllt los

Viele Lieder besingen Düsseldorf, aber nur wenige treffen so sehr den Nerv: Wie das Altbierlied zur Stadthymne wurde.

Düsseldorf. Vor 25 Jahren starb der Komponist des Düsseldorfer "Altbierliedes", Hans Ludwig Lonsdorfer, von seinen Freunden nur Halulo genannt. Wie kein anderer Song wurde das Altbierlied zum Lied für die ganze Stadt. Wie aber wurde Karnevalshit zum Volkslied? Hier das Protokoll einer Düsseldorfer Erfolgsgeschichte:

Es begann 1978. In einem Hinterhofstudio an der Ellerstraße wurde das wohl berühmteste Lied der Stadt innerhalb eines Nachmittages eingespielt. Der heute 81-jährige Ralph Marquis war damals dabei. "Hans rief mich an einem Sonntagmorgen an und fragte, ob ich schon etwas vorhätte. Er hätte da ein schönes Düsseldorf-Lied geschrieben, das er aufnehmen wolle." Der ausgebildete Sänger Marquis machte natürlich mit, als Background-Sänger. Den Hauptpart sang Lonsdorfer selbst.

Hans Unger, ein Freund und Weggefährte Lonsdorfers, erinnert sich: "Als das Stück fertig war, hat er uns das mal im Bekanntenkreis vorgespielt. Das traf direkt ins Düsseldorfer Herz." Dass es ein Hit werden könnte, merkte Lonsdorfer bei den ersten öffentlichen Aufführungen in der Karnevalssession.

Das Publikum im Saal sprang direkt auf das Lied an, schunkelte und sang mit. Der damalige Karnevalsprinz Engelbert Oxenfort bringt es auf den Punkt: "Damals haben wir das mit voller Inbrunst und ganzem Herzen gesungen, und das hat sich bis heute nicht geändert."

Kurz darauf wurde Halulo vom Karnevalssänger Hans Lötzsch gefragt, ob er mit dem Stück bei der "Karnevalistischen Hitparade" im WDR auftreten dürfe. Er durfte. Das Fernseh- Publikum wählte das "Altbierlied" am 4. Februar 1978 zum besten Karnevalsstück der Session. Der Preis: ausgerechnet ein "goldener Dom".

Dafür, dass der Song zur Erkennungsmelodie Düsseldorfer Sportvereine wurde, sorgte Lonsdorfer wieder selber. Mit der Single in der Hand tauchte er eines Tages in der Sprecherkabine der DEG auf, weiß Ralph Marquis. Seitdem wird das Lied bei jedem Spiel gesungen.

Das Geheimnis des Erfolges: Es liegt an der restlos konventionellen Machart, wie die Musikwissenschaftlerin Prof. Mechthild von Schoenebeck von der Universität Dortmund erklärt. Durch seinen vorhersehbaren Ablauf ist es "auch extrem party-geeignet", findet Schoenebeck. Musikalisch gesehen liegt das am langsamen Walzertakt, der zum Schunkeln einlädt.

Textlich ist es "die konkret lokalisierbare Heimat" mit all den Erkennungszeichen wie Schlossturm und längster Theke der Welt. Aber vor allem: "Das Lied ist alters- und schichtübergreifend", so die Musikwissenschaftlerin. Das Bier ist in dem Lied Heimat pur - und die vermisst ein Düsseldorfer in der Fremde schnell. Dann "brüllt der ganze Verein los", wie es im Lied heißt...

Vom Erfolg war Lonsdorfer wohl selbst überrascht. "Er hatte natürlich gehofft, dass es sich etabliert, aber dass es sich so durchsetzt, konnte er nicht ahnen", weiß Hans Unger. 1986 sorgten dann die "Toten Hosen" mit ihrer Version des Altbierliedes für den endgültigen Durchbruch des Stückes und seinen heutigen überregionalen Bekanntheitsgrad. Da war Halulo bereits seit zwei Jahren tot. Er erlag am 6. März 1984, in der Nacht nach Rosenmontag, einem Krebsleiden.

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