Trompeter Till Brönner auf Good Life-Tour

Wiederhören macht Freude: Der Star-Musiker aus Viersen spielte in der Tonhalle.

Trompeter Till Brönner auf Good Life-Tour
Foto: Jörg Knappe

Der Anzug, eine Sonderanfertigung, sitzt, selbst wenn Till Brönner die Arme hebt und die Trompete ansetzt. Der Mann, Musiker und Model für den Herrenausstatter Eduard Dressler, tritt mit offenem Hemdkragen auf. Dabei sammelt er Krawatten. 500 sollen’s schon sein. Doch nie trägt er eine, wenn er spielt. Sie könnte ihm den Atem rauben.

Den raubt der smarte Star-Trompeter lieber seinem Publikum. Wobei er auch das Instrument des lockeren Small Talk beherrscht: „Guten Abend Düsseldorf. Ich bin ja nicht weit von hier geboren“. Das war 1971 in Viersen, wo seine Großeltern die Musikalienhandlung Pauly betrieben.

Brönner findet die Tonhalle toll, betont er in einem WZ-Interview. Hier ist er bereits vor 25 Jahren aufgetreten, war auch schon auf der Jazz Rally dabei und hält Kontakt mit deren Programmmachern. Am Rhein ist für ihn quasi Heimspiel. Hier hat er sein treues Publikum, eines, das noch CDs kauft, nicht streamt, sondern strömt, in die Tonhalle. Wenn Brönner zur Titelmelodie „Good Life“ seiner letzten CD ansetzt, hört man aus dem Spontan-Applaus heraus: Wiederhören macht Freude.

Brönner beginnt sein Konzert anspruchsvoll mit Filmmusik vergangener Tage: Die drei Tage des Condor, ein Streifen mit noch einem Publikumsliebling: Robert Redford. Mit der melancholischen Musik aus „Die Regenschirme von Cherbourg“ lässt Brönner seine Fans teilhaben seine Begegnung mit der Hauptdarstellerin des Films im Pariser Olympia, der jungen Catherine Deneuve, eine im doppelten Wortsinne einmalige Begegnung. „You are wonderful“, habe sie gehaucht. Da geht ein übereinstimmendes Seufzen durch die Reihen der Verehrerinnen aus der Deneuve-Generation.

Brönners Eigenkomposition „Her Smile“, animiert zum Mitklatschen. Wozu ein wechselhaftes, eigentlich überflüssiges bonbonfarbiges Bühnenlicht, angereichert mit lila Nebel unnötig Stimmung macht. Dabei ist die Musik schon farbig genug. Füßen wippen, Köpfe nicken. Je nach Interpretation könnte man Rheinland sogar schunkeln dazu. Doch so weit lässt der Kompositeur es dann doch nicht kommen.

Ok, manche Stücken haben andere Interpreten vielleicht schon besser gebracht, die Gefahr des Vergleichs wird besonders groß bei seiner Weihnachts-CD - aber die kommt Im Live-Konzert gar nicht vor. Dafür ist Till Brönner auch auf der Bühne und und im Geschäft zuverlässig vielseitiger als die meisten, ist immer für eine Überraschung gut — künstlerisch und auch kommerziell.

Aus seinen CD-Hüllen guckt einen nicht nur der hübsche Kerl an, man kann ihm auch gleich einen Klingelton abkaufen. Man kann sich für ihn spontan begeistern, aber auch schon mal leicht langweilen.

Letzteres kommt jedoch selten vor. Dafür sorgen schon seine ausgesucht erstklassigen Mitspieler: Jaspers Soffers am Piano, Christian von Kaphengst am Bass, David Haynes, der sich sein furioses Schlagzeug-Solo bis zum Schluss aufhebt, und besonders Magnus Lindgren als genialer Gegenüberspieler am Saxophon. Toll, wie sich die beiden die Bälle zuspielen, wobei Brönner kein Problem damit hat, sich zurückzunehmen. Im WZ-Gespräch darauf angesprochen, erklärt er souverän: „Sich in der Vordergrund zu spielen, ist ja auch nicht sexy“.

Er wird schon mal als deutscher Chet Baker tituliert, vor allem, weil er auch singt. Was ihm Ultra-Fans und Kritiker eher übel nehmen. Das sind meist die, die meinen, guter Jazz könne eben nur aus der Gosse kommen. Denen ist Brönner dann einfach zu clean. Wobei der Weltstar betont, dass er auch die schmutzigen Töne liebt - und spielt, „obwohl mir von puristischen Kritikern seit Jahrzehnten nachgesagt wird, ich hätte zu wenig Ecken und Kanten“ - für ihn vorgefertigte Kritiken von Leuten „die nicht hinhören können oder wollen“.

Dabei lohnt sich bei ihm das Zuhören, auch wenn der blitzgescheite Brönner die Trompete weglegt. Welchem Werber ist es schon gelungen, Düsseldorf mit einer Silbe zu beschreiben? Till Brönner, im WZ-Interview nach seinem Eindruck von der Kunst- und Modestadt befragt: „Blond!“. Die Düsseldorfer jedenfalls verabschieden ihren Star mit Standing Ovations, offensichtlich hat er hörbar den richtigen Blond-Ton getroffen.

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