Düseldorf Trennung mit Knall im Café Vélo

Als ideales Team gingen Anthony Arndt und Rainer Wengenroth im Café Vélo an den Start. Das Prestigeobjekt zur Tour de France lockt aber kaum Gäste an.

Düseldorf: Trennung mit Knall im Café Vélo
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Allein stand Anthony Arndt gestern hinter der Theke seines Café Vélo am Marktplatz und machte Cappuccino. Hervorragenden Cappuccino, denn das hat der 64-Jährige beim Circus Roncalli gelernt. Arndt übernahm den Kaffeewagen damals von Rainer Wengenroth, bevor sein Talent als Schauspieler entdeckt wurde. Gemeinsam wollten die beiden jetzt mit dem Café Vélo, eines der Prestigeobjekte zum Start der Tour des France, zum Erfolg führen. Das sollte zum Treffpunkt für Tours-Fans im Vorfeld des Grand Départ im Sommer werden. Die Zusammenarbeit endete abrupt. „Es hat eine Trennung mit Knall gegeben. Ich bin raus“, erklärte Gastronom Rainer Wengenroth gestern.

Dabei galten die beiden als ideales Team. Anthony Arndt, als ehemaliger Spitzen-Radler und erfolgreicher Schauspieler („Echte Kerle“, „Der Schattenmann), sollte der Radsport-Botschafter für die Tour de France sein. Und Rainer Wengenroth, der unter anderem „Monkey’s Island“ und das — inzwischen verkaufte — Dr. Thompson’s betrieben hat, sollte seine gastronomische Erfahrung einbringen. Die Inneneinrichtung des Lokals neben dem Rathaus wurde durch Sponsoren finanziert. „Da konnte eigentlich nichts schief gehen“, war Arndt überzeugt.

Das war ein Irrtum. Arndt nahm noch einmal 50 000 Euro in die Hand, um Geschirr, Musikanlage und Spirituosen anzuschaffen, eben alles, was man braucht, um ein französisches Bistro an den Start zu bringen. Doch als Mitte Dezember eröffnet wurde und Oberbürgermeister Thomas Geisel persönlich erschien, stellte sich bald heraus: Das Konzept funktioniert nicht, von Anfang an fehlten die Gäste. Die Hoffnung, dass die „Schicki-Micki-Szene“ aus dem Dr. Thompson’s das Bistro füllen würden., erfüllte sich nicht.

Und auch die Tour-Fans brachten keinen Umsatz. Zwar schauen an den Wochenenden immer wieder mal Radsportler vorbei und machten Rast im Café Vé´lo — aber die konsumieren kaum etwas, Alkohol schon gar nicht.

„Wir haben teilweise am Tag nur 40 Euro in der Kasse gehabt. Davon kann man nicht mal das Personal bezahlen“, so Anthony Arndt. Inzwischen beläuft sich das Minus auf rund 80 000 Euro: „Ich musste jetzt die Reißleine ziehen.“ Wie es weiter geht, ist noch unklar.

Auch das Personal hat sich aus dem Café Vélo verabschiedet. „Alle sind weg,“ so der 64-Jährige, der trotzdem zuversichtlich in die Zukunft schaut. Er sucht nach einem neuen Wirt, mit dem er das Bistro zumindest bis zur Tour de France weiter betreiben kann: „Das ganze gastronomische Konzept hat nicht funktioniert. Das Lokal war einfach schlecht geführt.“ Inzwischen haben sich bereits mehrere Interessenten gemeldet, die einsteigen wollen. Mit einem Gastronomen steht Arndt kurz vor dem Abschluss. „Wir werden erst einmal ein paar Tage schließen und dann nach Ostern mit neuer Leitung wieder öffnen“, kündigt er an.

Rainer Wengenroth wiederum betont, dass er nur als Berater im Café tätig war. Er will zu dem Streit nur wenig sagen: „Ich gehe davon aus, dass es ein gerichtliches Nachspiel geben wird.“ Bis ins Ziel Tour de France hat es das ehemalige Traum-Team nicht geschafft.

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