Tod des „Professors“ ab Donnerstag vor Gericht

Zwei junge Männer (19 und 21) sollen im Florapark Hans-Joachim Will brutal ermordet haben. Bekommen sie lebenslänglich?

Düsseldorf. Am Donnerstag beginnt der wohl spektakulärste Mordprozess des Jahres: Weil sie den ehemaligen Gewerkschaftssekretär Hans-Joachim "Professor" Will am 2. August vorigen Jahres im Florapark grausam und heimtückisch getötet haben sollen, müssen sich Martin K. (21) und Daniel T. (19) vor der Jugendkammer des Landgerichts verantworten.

Die brutale Tat gegen den "Professor", wie das Opfer in der Trinker-Szene im Park genannt wurde, spielte sich laut Anklage so ab:

Erste Attacke: Die beiden geraten mit dem 54-Jährigen in Streit. Will wirft ihnen vor, schuld am Tod einer Bekannten zu sein. Sie schlagen ihn ins Gesicht, reißen eine Parkbank aus der Verankerung und werfen sie auf ihn.

Zweite Attacke: Die Angeklagten gehen nach Hause, kehren aber bald zurück: Beide sind Intensivtäter und wollen verhindern, dass Will zur Polizei geht. Laut Anklage werfen sie den Mann in den Teich, drücken ihn unter Wasser - bis Will sich nicht mehr bewegt. Martin K. und Daniel T. gehen nach Hause, duschen und wechseln die Kleider.

Dritte Attacke: Ist Will wirklich tot? Diese Frage stellen sich die beiden jungen Männer nach den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft später. Sie gehen abermals zurück zum Florapark, diesmal ein Messer im Gepäck. Als sie den 54-Jährigen noch lebend im Gebüsch finden, stechen sie 26-mal auf ihn ein. Will stirbt.

Die jungen Männer haben gestanden, sie sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Die Kammer muss jetzt im Verfahren auch prüfen, ob die Angeklagten vor Gericht wie Erwachsene behandelt oder nach dem milderen Jugendrecht abgeurteilt werden. Zur Tatzeit waren beide unter 21 Jahre alt und gelten so rechtlich als Heranwachsende.

"Die Kammer muss prüfen, ob zur Tatzeit bei den Angeklagten Reifeverzögerungen vorlagen", erläutert Christina Schuster, Sprecherin des Landgerichts. Denn nur dann kann noch das Jugendrecht angewendet werden. Bei Erwachsenen steht auf Mord eine lebenslange Freiheitsstrafe. Im Jugendrecht liegt die Höchststrafe bei zehn Jahren.

Zumindest in der Nachbarschaft des Floraparks hofft man auf eine harte Strafe. "Man müsste sie für immer wegsperren. Diese Tat ist doch unglaublich", sagt Gabi Stoeke. Die Anwohnerin ist immer noch schockiert: "Hans ist nicht vergessen. Es wird hier immer noch viel über ihn gesprochen."

Und immer noch erinnern Kerzen an den "Professor" - an der Bank neben der Brücke, wo er immer saß. Eine Angehörige hat einen kleinen Baum zum Gedenken gepflanzt. Ansonsten ist es stiller geworden, die Trinker-Szene trifft sich seit Wills Tod kaum noch im Park, sagt Sofia Kamperhoff (71).

Dafür sind laut Anwohner Norbert Weber OSD und Polizei öfter vor Ort. Die Stadt hat begonnen, das Unterholz auszudünnen. Am Donnerstag wird das Konzept für den Park vorgestellt.

Renata Ferovic spielt ohne Sorge mit Sohn Aron(2) auf dem Spielplatz im Park. "Aber meine 16-jährige Tochter geht nicht mehr hier durch." Ferovic kennt die Familie des Angeklagten DanielT. schon lange, die Nachbarschaft des Floraparks ist eng vernetzt. "Er war so ein lieber Junge..." Ein Junge, der womöglich in wenigen Wochen wegen Mordes verurteilt wird: Am 10. März will das Gericht sein Urteil fällen.

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