Düsseldorf-Flingern Tierfreund betreibt Mini-Kirmes

Tierarzt Kornelis Biron hat alte Spielgeräte vor seiner Praxis aufgestellt. Der Erlös kommt Wildtieren zugute.

Düsseldorf-Flingern: Tierfreund betreibt Mini-Kirmes
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Blitzschnelle Achterbahnen, Tower in schwindelerregender Höhe und ein spektakuläres Feuerwerk: Auf der Festwiese im Linksrheinischen überschlagen sich wieder Superlative und Besucher gleichermaßen. Deutlich beschaulicher geht es derweil in Flingern zu: Hier betreibt Tierarzt Kornelis Biron im Vorgarten seiner Praxis an der Beethovenstraße die kleinste Kirmes der Stadt. Nicht nur einige Tage im Jahr wie das große Pendant am Rhein - sondern 365 Tage im Jahr.

Auf die ungewöhnliche Kirmes-Idee kam Kornelis Biron vor drei Jahren. „Ich habe spaßeshalber den Begriff „Krokodil“ bei Ebay eingegeben und bin durch Zufall auf ein Schaukelkrokodil gestoßen.“ Der auf Reptilien spezialisierte Tierarzt ersteigert das knallgrüne Gefährt, tauft es „Kroko“ und stellt es vor seine Praxis - als kleine Abwechslung für Kinder, die ihre Eltern zur Praxis begleiten.

Nicht nur die, auch seine beiden eigenen Söhne, heute zwei und vier, schließen das putzige Sumpfkrokodil sofort ins Herz. Wohl auch, weil man solche Geräte eher vor Kaufhäusern und Supermärkten vermutet, aber nicht in Vorgärten.

Inzwischen sind mit Riesenrad, Hubschrauber und Kettenkarussell drei weitere nostalgische Karussells hinzugekommen, die Biron durch Annoncen und Schausteller-Tauschbörsen erstanden hat. „Ich würde gerne noch mehr aufstellen, zum Beispiel eine kleine Eisenbahn. Oder ein Bierzelt für Erwachsene. Doch der Platz ist leider ausgeschöpft“, sagt Biron. „Ein paar Beschwerden von Briefträgern gab es schon, weil sie nicht an die Kästen kamen. Da musste ich umstellen.“

Der gesamte Erlös aus den Spielgeräten geht an Tierschutzprojekte, die sich zum Beispiel in Indien um Wildtiere kümmern, die im Zirkus misshandelt wurden. Ärgerlich für Tierarzt Biron sind die ständigen Versuche von Unbekannten, die Geräte aufzubrechen - trotz des Hinweises, dass sie täglich geleert werden. „Man kann sich doch eigentlich denken, dass da an einem Tag keine Unsummen zusammenkommen“, sagt Biron. Für ihn selbst ist die Beseitigung von Vandalismusschäden hingegen mit hohen Kosten verbunden.

Die allermeisten Besucher schätzen die ungewöhnliche Idee aber sehr. „Viele vorbeilaufenden Passanten gucken neugierig und glauben, dass die Spielgeräte privat sind“, sagt Biron. Doch dem ist nicht so: Die kleinste Kirmes der Stadt hat für alle Besucher rund um die Uhr geöffnet. „Die Spielmusik ist zum Glück so leise, dass es die Nachbarn nicht stört. Beschwerden gab es bisher nicht.“

Sogar ein Kindergeburtstag wurde hier schon gefeiert, „und zwei Männer kommen jeden Sonntagvormittag mit ihren Töchtern, um bei einem Bier auf der Bank zu plaudern, während die Mädchen mit den Karussells fahren.“ Manche Erwachsenen wechseln aber auch vorsichtshalber die Straßenseite, wenn sie sich der Praxis nähern. „Aus Angst, dass sie ihre Kleinen nicht mehr von hier losbekommen.“

Ein Faible für Jahrmärkte hat Biron schon seit seiner Kindheit - bis heute. Die große Rheinkirmes lässt er sich deshalb nie entgehen. „Das ist ein Pflichttermin für meine Kinder und mich.“

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