Thomas Rath: Ein Designer zwischen Glitzerwelt und Ghetto

Thomas Rath macht Mode, sitzt neben Heidi Klum bei „Germany’s next Topmodel“ in der Jury — und will jetzt auch noch Afrika helfen.

Düsseldorf. Thomas Rath sagt Sätze wie: „Die Heidi ist ’ne echte Kölsche, mit der kannst du Pferde stehlen“, „Claudia ist auch toll, aber anders“ und „Sarah kannst du einfach alles anziehen“. Für Sarah Jessica Parker aus „Sex and the City“ schneiderte er mit Escada-Gründer Wolfgang Ley ein Kleid zum Filmball, Claudia Schiffer beriet er als Chefdesigner von Kathleen Madden. Und mit Heidi Klum sitzt er jetzt zum zweiten Mal in der Jury von „Germany’s next Topmodel“. Der Düsseldorfer Designer, der große Stars anzog, avanciert selbst zum Sternchen. Seine Bekanntheit will er jetzt zu Geld machen — für ein Ausbildungszentrum in Afrika.

Thomas Rath weiß, was es bedeutet, wenn man eine Chance bekommt. „Ich habe keine Modeschule besucht“, sagt der heute 46-Jährige. Trotzdem wurde er bei dem Modeunternehmen Basler zunächst als Trainee, dann als Jungdesigner angestellt. Schließlich startete er durch bei Jil Sander, wurde Chefdesigner bei Windsor, Mulberry und Riani.

Erst 2010 traute er sich, den eigenen Namen in seine Kreationen zu schreiben: Thomas Rath ist jetzt ein eigenständiges Label. „Es war immer mein Wunsch“, sagt der Designer. „Aber wir haben ein hartes Business und man muss die Industrie kennen. Kreativ austoben kann man sich nur bis zu einem bestimmten Punkt. Es geht ums Geldverdienen.“ Und das tut er: Seine Firma ist im zweiten Jahr bereits in der Gewinnzone.

Ein Träumer ist der Modemacher nicht. Vielmehr Geschäftsmann, vor allem ein Arbeitstier. In der ersten Januarwoche ging es gleich nach Rom, um die Produktion der Kollektion zu überwachen. Nur kurz konnte Thomas Rath sich dann in seinem Showroom an der Cecilienallee zurücklehnen, aus dem Fenster auf den Rheinpark blickend kamen ihm aber gleich wieder Ideen — für ein großes Zelt und schicke Modenschauen, um Düsseldorf als Modestadt wieder nach vorn und in die Schlagzeilen zu bringen. „Dass darauf noch niemand gekommen ist . . .“ Jetzt steht erst einmal die Fashion Week in Berlin an, mit einer großen Modenschau. Dabei sollen auch Kandidatinnen von Klums TV-Casting auf dem Laufsteg zu sehen sein — die Show wird Sendeinhalt bei „Germany’s next Topmodel“, das ab Frühjahr ausgestrahlt wird.

Nach Berlin geht es mit den Nachwuchs-Models dann Richtung Los Angeles. Zum zehnten Hochzeitstag im Mai reist Rath mit seinem Lebenspartner Sandro — der im Übrigen seinen Vertrieb managt — mal eben auf die Malediven: „Wir lieben sehr einsame Inseln.“ Und dann weiter nach Burkina Faso.

Die Unesco hat dort in Nabelin ein Ausbildungszentrum aufgebaut, welches um einen Trakt für angehende Schneider erweitert wird. Ute Ohoven hatte Thomas Rath angesprochen, jetzt ist er Pate der Aktion. Er will vor Ort selbst junge Menschen anlernen. Und die Mode verkaufen. „Mein Ziel ist, dass ich jede Saison ein Teil in der Kollektion habe, das in dem Zentrum entworfen und gefertigt wurde“, sagt Rath. Das Geld aus dem Verkauf soll direkt wieder in das Projekt fließen. Und auch andere Unterstützer will der 46-Jährige heranziehen. „Dafür werde ich den Promistatus komplett ausnutzen“, gibt er unumwunden zu.

Vom schnieken Hollywood und weißen Traumstränden ins afrikanische Ghetto. Es passt zu Thomas Rath. Er ist nicht eindimensional. Von seiner schicken Wohnung im Medienhafen fährt er jeden Morgen zu seinem ebenso schicken Showroom auf einem Hollandrad mit Drei-Gang-Schaltung. Ein Auto hat er nicht. Nur den Lieferwagen der Firma.

Herzliche Menschen — so sieht für Rath Luxus aus. Diesen Luxus findet er in Afrika, da ist der 46-Jährige sicher. Ebenso wie in der glitzernden Topmodel-Welt. Er ist fast persönlich beleidigt, wenn er daran denkt, wie biestig „seine“ Heidi oftmals in der deutschen Presse dargestellt wird. „Sie ist wirklich so eine Liebe“, sagt er und schwärmt, wie ihre Kinder am TV-Set ständig um die wunderschöne Mutti herumwuseln. Durch Thomas Raths Augen wirkt das harte Geschäft Mode mit seinen Ellbogen und spindeldürren Mannequins überhaupt wie ein großer Familienausflug. Der Wahl-Düsseldorfer hat eben nicht nur ein großes Herz für die Mode — er ist auch selbst ein echtes Herzchen in der Modewelt.

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