Thema "Wettkampf der Städte": Der Kampf um die Kreativen

Städte werden zu immer größeren Rivalen. Düsseldorf ist für diesen Wettkampf gut gerüstet.

Düsseldorf. Die Rivalität der Städte nimmt zu. Davon, dass Konkurrenz das Geschäft belebe, kann keine Rede sein. Im Gegenteil: Immer mehr Verlierer stehen immer weniger Gewinnern gegenüber.

Während sich in Wuppertal, Oberhausen und Essen gigantische Schuldenberge türmen, ist Düsseldorf trotz Wirtschaftskrise schuldenfrei. Immer mehr Unternehmen lassen sich in der Stadt nieder, die Zahl der versicherungspflichtigen Jobs steigt und die Gewerbesteuer sprudelt trotz leichter Rückgänge auf hohem Niveau.

Alles in allem gute Aussichten für Düsseldorf, findet der Städteforscher Volker Eichener. "Städte verhalten sich wie Tanker", sagt er. Nur langsam lasse sich ein eingeschlagener Kurs korrigieren, geschweige denn eine Wende vollziehen. Ruhrgebietsstädte wie Gelsenkirchen oder Oberhausen müssten sich weiter auf einen Schrumpfkurs einstellen, Düsseldorf und andere Städte der Rheinschiene blieben auf Wachstumskurs.

Und auch wenn die Politik höflich von regionaler Zusammenarbeit spricht und Oberbürgermeister Dirk Elbers einen Regio-Gipfel in Aussicht stellt, ist die so genannte Rhein-Ruhr-Metropole aus Sicht von Eichener mehr Schein als Sein. "Das ist Schönwetter-Politik. Der Wettkampf ist da, ob die Städte wollen oder nicht." Nicht umsonst wirbt Düsseldorf in den Nachbarstädten für den hiesigen Einzelhandel.

Angesichts von Weltwirtschaftskrise und niedriger Geburtenrate wird dieser Wettbewerb existenzieller. Mit die beste Ausgangsposition hat Düsseldorf. "Die Stadt befindet sich in einer Aufwärtsspirale", sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK, Udo Siepmann. Infrastruktur, Image und Branchenmix sprächen aus Sicht vieler Unternehmen für Düsseldorf.

Zudem fuße der Dienstleistungssektor auf einem starken Industriestandort, dem zweitgrößten in NRW. "Unternehmen und Arbeitskräfte ziehen sich gegenseitig an, das spült Gewerbesteuer in die Kassen der Stadt. Die hat somit die Mittel, die Stadt attraktiver zu machen, was wiederum Arbeitskräfte anzieht."

Um diesen Kreislauf jedoch auch in Zukunft am Leben zu erhalten, muss eine Stadt aus Sicht von Eichener vor allem eines sein: urban. Kultur, Sport, Gastronomie müssten auf hohem Niveau und in großer Vielfalt angeboten werden. Bunt müsse eine erfolgreiche Stadt in Zukunft sein und weltoffen. All das sei in Düsseldorf erfüllt.

Auch Soziologen wie der Brite Charles Landry oder der US-Amerikaner Richard Florida glauben, dass sich generell nur unter genannten Voraussetzungen die jungen, mobilen Eliten niederlassen. Und auf sie komme es an, da sie die zentrale Ressource der Wissensgesellschaft mitbringen: Kreativität.

Attraktiv sei Düsseldorf für diese Menschen zudem, weil die Stadt aus Sicht von Eichener zwei Trends frühzeitig erkannt habe: zum einen die Öffnung zu den Flusslagen mit dem Bau der Rheinuferpromenade und zum anderen intelligente Architektur, die Wohnraum in der Stadt erobert, wie das Projekt Quartier Central.

Und Eichener ist sicher: "In Zukunft wird es in der Düsseldorfer Innenstadt Bauprojekte geben, die urbanes Wohnen mit neuem Nutzen verbinden - zum Beispiel mit einem Spa oder einem Museum, das Wissenschaft und Entertainment vereint."

Doch allzu rosig will Eichener die Düsseldorfer Zukunft auch nicht malen. "Zunehmende Verkehrsprobleme könnten abschrecken und es gibt im Verhältnis zu den Wachstumschancen zu wenige Bauflächen." Außerdem könnten die wachsenden Preisunterschiede in den Städten dazu führen, dass ein Unternehmen künftig eher auf einen günstigeren Standort setzt.

Noch gibt es jedoch keinen Grund zur Sorge. "Düsseldorf ist der Wandel zur internationalen Kreativitätsmetropole gelungen", sagt der Zukunftsforscher Matthias Horx. Seine Untersuchung zeigt: 86 Prozent aller Jobs in der Stadt kommen aus der Dienstleistungsbranche.

Damit liegt Düsseldorf bundesweit vorn. "Dass Düsseldorf ein Epizentrum der Kreativen ist, können sich die Stadtoberen eigentlich schon in das Ortsschild eingravieren lassen", sagt Horx.

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