Theatergruppe testet Stück an Fünftklässlern

Vor der Premiere von „Max und Moritz“ im FFT gab es bereits eine Vorführung. Anschließend bekamen die Theatermacher Feedback von den Schülern.

Theatergruppe testet Stück an Fünftklässlern
Foto: pulk fiktion

Cedric kennt jeden Streich von Max und Moritz auswendig. Ihm kann man also nichts vormachen, wenn es um die Geschichten von Wilhelm Busch geht. Auf sein Urteil sind die Macher der freien Theatergruppe „pulk fiktion“ heute besonders gespannt. Sie spielen an diesem Vormittag einige Auszüge aus ihrer Neuinterpretation von Max und Moritz vor. Und 25 Schüler einer fünften Klasse der Joseph-Beuys-Gesamtschule dürfen zuschauen und ihr Urteil abgeben.

Noch tragen die beiden Performerinnen Karoline Kähler und Clara Minckwitz, die Max und Moritz verkörpern, sowie Performer Matthias Meyer, der auch für die Musik auf der Bühne zuständig ist, keine richtigen Kostüme. Auch das Bühnenbild ist noch nicht fertig, ebenso die Beleuchtung. Und an einigen Stellen müssen die Performer auch mal auf den Zettel spicken, weil der Text noch nicht vollständig sitzt.

Nichtsdestotrotz kommt es heute auf das Urteil der Schüler an. „Wir selbst sind aus dem Alter ja schon länger raus. Deshalb wollen wir gerne wissen, was die Kinder als unsere Zielgruppe von unserem Stück halten“, sagt Theatermacherin Hannah Biedermann, die die Gruppe mit befreundeten Künstlern vor zehn Jahren in Bonn gegründet hat. „Bei Max und Moritz ist es besonders wichtig, weil es in unserer Inszenierung auch viel Interaktion mit dem Publikum gibt. Und wir wollen herausfinden, ob alles verständlich ist.“ Die Theatermacher selbst schwanken vor der Voraufführung zwischen „zu harmlos und zu böse“. Da ist ein Urteil von außen sicher hilfreich.

Bereits im Vorfeld haben die Künstler die Schüler im Klassenzimmer besucht. „Wir haben sie dann zum Beispiel gefragt, welche Streiche sie selber schon mal gespielt haben“, erklärt Hannah Biedermann.

Die Erzählungen flossen dann via Tonaufnahmen in das Stück mit ein. Das mit der Interaktion während der Aufführung klappt auch ganz prima. Als die beiden Scherzbolde nach Freiwilligen aus dem Publikum fragen, um gemeinsam den nächsten Streich auszuhecken, gehen schlagartig alle Hände nach oben. Im Erwachsenentheater ist das schwer vorstellbar.

Das Theaterkollektiv bringt eine freche, verspielt-überdrehte und moderne Version der Bubengeschichten aus dem 19. Jahrhundert auf die Bühne. Das merkt man nicht nur daran, dass statt Streichen nunmehr konsequent von „Pranks“ die Rede ist. Zwischen abgesägten Brücken, explodierenden Wasserstoffbomben aus Überraschungseiern und umstürzenden Leinwänden sorgt das engagierte Spiel der drei Protagonisten schnell dafür, dass die jungen Zuschauer zum Mitmachen animiert werden. Max und Moritz konfrontieren das Publikum mit seiner Schadenfreude und den Machtstrukturen dahinter. Unterm Strich bleibt die Inszenierung trotzdem ein kurzweiliges Happening mit einer wilden Mischung aus Videoanimationen, bösen Überraschungen und Musik von Rammstein („Bestrafe mich“).

Cedric, dem Max und Moritz-Experten, hat der Probedurchlauf gefallen. „Ich habe vieles wiedererkannt aus den Original-Geschichten.“ Den meisten im Publikum ist vor allem das aufgeschnittene Gummihühnchen in Erinnerung geblieben, das seine Spuren hinterlässt. Verständnisprobleme gab es bei den jungen Zusehern hingegen kaum. Einige Tage haben die Macher von pulk fiktion nun Zeit, das Feedback der Testzuschauer aufzunehmen und das Stück an einigen Stellen anzupassen. Zur Premiere sitzen die Fünftklässler dann wieder im Publikum und sind gespannt, was sich noch alles verändert hat.

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