Theater Flin: Zwei neue Produktionen über das Älterwerden

Das Erfolgsstück Mutter Ey ist nach sechs Jahren abgesetzt.

Düsseldorf. Eines muss man Philipp Kohlen-Priebe wirklich lassen. Der Direktor des Theater Flin kann sich gut trennen. Jetzt hat er gerade die beiden Erfolgsstücke „Bühne frei für Mutter Ey“ und „Die heilige Johanna der Einbauküche“ vom Spielplan gefegt. Dies dürfte vor allem im Fall von Mutter Ey schmerzen, denn die dramaturgische Aufbereitung dieses interessanten Stücks Düsseldorfer Stadtgeschichte war stets bestens nachgefragt, nahezu jede Vorstellung seit sechs Jahren ausverkauft. Kohlen-Priebe und sein Partner Oliver Priebe jedoch brauchen Platz für zwei neue Produktionen. „Wir wollen uns weiterentwickeln. Wir sind ja nicht nur Veranstalter, sondern haben einen künstlerischen Anspruch“, sagt Kohlen-Priebe. „Mutter Ey ist eine tolle Produktion, aber ich möchte nicht Gefahr laufen, allein darauf reduziert zu werden.“

Beide Neuheiten behandeln gesellschaftliche Themen. „Meine tolle Scheidung“ erzählt die Geschichte einer reifen Frau, die sich neu orientieren muss, als sich ihr Mann von ihr trennt und zu einer Jüngeren zieht. Thematisch knüpft das Stück an die „Heilige Johanna“ an, die nach einem Griechenlandurlaub beschließt, ihr Image von der braven Ehefrau abzustreifen. Die zweite Produktion „Verfallsdatum abgelaufen“ blickt auf den Mann zwischen 40 und 50, dem das Älterwerden schwerfällt. In beiden Inszenierungen steht das Flin-Ensemble auf der Bühne.

Dass die männliche Midlife-Crisis gerade im Capitol in dem Musical „Mann o Mann“ verarbeitet wurde, ist der reine Zufall, sagt Kohlen-Priebe. „Als wir vor zwei Jahren angefangen haben, die Spielzeit 2013/2014 vorzubereiten, haben wir uns den demografischen Wandel vorgeknüpft und sind bei der Männer-Generation hängengeblieben, die sich zwischen McDonalds-Drive-In und Essen-auf-Rädern bewegt.“ Und die nur ungern die steigende Zahl an Arztbesuchen bespricht, geschweige denn zugeben kann, dass man einfach nicht mehr so kann, wie man will. Heiter und amüsant sollen all diese Zweifel und Nöte auf der Bühne präsentiert werden, jedoch nicht ohne Tiefgang.

„Wir müssen uns an den Umgang mit älteren Menschen noch gewöhnen. Männer werden ja angeblich nicht älter sondern reifer. Dabei sind sie sehr viel eitler als Frauen“, sagte der 57-jährige Theaterchef, der von sich selbst sagt, dass er keine Probleme mit dem Alter habe. „Ich fühle mich ganz wohl in meiner Haut. Allerdings denke ich häufiger darüber nach, dass mir die Zeit davonläuft. Dabei habe ich noch so viel vor.“ Die wichtigsten Dinge in diesem Jahr jedoch sind erledigt. Im Januar gab es einen Wasserrohrbruch im Haus, im Februar ging die Heizung kaputt. Reparatur und Modernisierung blieb größtenteils an den Theaterchefs hängen.

Vor kurzer Zeit haben sich anscheinend die Eigentümerverhältnisse der Immobilie an der Ackerstraße geändert. „Das Gelände wurde an eine texanische Holdung veräußert, die es wiederum in einzelne Besitzergesellschaften aufgeteilt hat. Der Mietvertrag des Theater Flin läuft Ende nächsten Jahres aus. Und dann? „Das müssen wir abwarten“, sagt Kohlen-Priebe.

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