Teilgeständnis nach Geiseldrama und Amok-Schüssen am Hauptbahnhof

Er schoss am Düsseldorfer Hauptbahnhof um sich, nahm eine junge Frau als Geisel und jagte ihr eine Kugel in den Kopf: Jetzt steht der wohl psychisch kranke Amokschütze vor Gericht.

Düsseldorf (dpa) - Wegen des Geiseldramas und der Schüsse auf Polizisten am Düsseldorfer Hauptbahnhof Ende Mai muss sich seit Montag ein 48-Jähriger aus Bochum vor Gericht verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord und Geiselnahme vor. Der Angeklagte soll an einer schweren Psychose leiden und in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden. Er habe sich immer wieder von Stalkern verfolgt und belästigt gefühlt, erklärte der Mann beim Prozessstart und legte ein Teilgeständnis ab.

Er sei am 31. Mai im Bahnhof von Polizisten angesprochen worden. Da er sechs Waffen im Wert von 1000 Euro bei sich trug, von denen er drei zur Reparatur bringen wollte, habe er „Panik gekriegt“. „Ich wollte nicht wegen einer dummen Ausweiskontrolle 1000 Euro verlieren. Deshalb wollte ich mich verdünnisieren und unerkannt entkommen.“

In der Bahnhofshalle habe er einen Warnschuss abgefeuert und vor der Halle einen 13-jährigen Jungen über den Haufen gerannt. Weil auch noch Passanten mit ihm Streit anfingen, habe er sich „spontan dazu entschlossen, eine Art Halbverbrecher raushängen zu lassen“.

Der Mann hatte im Hauptbahnhof inmitten Hunderter Menschen das Feuer auf Polizisten eröffnet. Auf dem Bahnhofsvorplatz nahm er Zeugen zufolge einen 13-Jährigen als Geisel und hielt ihm eine Pistole an den Kopf. Eine mutige Passantin zog das Kind von ihm weg.

Daraufhin brachte der geistig verwirrte Mann laut Anklage eine 22-Jährige in seine Gewalt und schoss ihr vor den Augen von sieben Polizisten und vielen Passanten in den Hinterkopf. Die Frau überlebte nur, weil die Kugel seiner altertümlichen Waffe in der Kopfhaut steckenblieb. Dann konnte der Mann überwältigt werden.

Der 48-Jährige sagte am Montag, er habe nur erneut einen Warnschuss „durch ihre Haare“ abgeben wollen. Die Anklage geht von einem Mordversuch aus. Von Weinkrämpfen geschüttelt berichtete die Studentin, sie habe mit Kopfhörern Musik gehört, als sie plötzlich in einen Pistolenlauf geschaut und sich als Geisel wiedergefunden habe. Die Waffe ihres Peinigers habe sie die ganze Zeit an ihrem Hinterkopf gespürt.

Der Bochumer war mit sechs geladenen Pistolen und einem Messer nach Düsseldorf gereist. Zu seinem Motiv hatte er gesagt, er habe eine Behörde aufsuchen wollen, es sei um Sozialleistungen gegangen. Im Bahnhof waren Bundespolizisten auf ihn aufmerksam geworden, weil er auffällig gestikulierte und verwirrt wirkte.

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