Tanzhaus: Hip-Hop für Tänzer ab 40

Profi Takao hat vor drei Semestern den Kurs „Funk 40 Yo“ gestartet. Das Alter der Schüler reicht von Anfang 40 bis Ende 60.

Düsseldorf. Anfangs hat sich Silke Schmitz nicht recht getraut. Sie lugte durch das kleine Sichtfenster im Tanzhaus und bewunderte die Dynamik der jugendlichen Tänzer nur aus sicherer Distanz. Die 42-Jährige steht auf Hip-Hop, sie mag die Musik und auch den Tanzstil. Doch die Vorstellung, neben einer gelenkigen 17-Jährigen Oberkörper und Arme zu einer eleganten Wellenbewegung zusammenzubringen, behagte ihr nicht, weswegen sie lieber orientalischen Tanz belegte.

Menschen wie Silke Schmitz sind der Grund, warum es im Tanzhaus seit drei Semestern einen Kurs für Männer und Frauen ab 40Jahren gibt. Für "alle Tanzbegeisterten, die das Gefühl haben, zu alt für einen Hip-Hop-Kurs zu sein", wie es in der Beschreibung des Angebotes heißt.

Die Idee dazu hatte Profitänzer Takao. Er stellte irgendwann fest, dass in seinen Hip-Hop-Kursen vereinzelt auch 50-Jährige auftauchten. "Ich dachte, vielleicht gibt es noch mehr Leute, die Lust auf Bewegung haben, aber nicht mit Jugendlichen zusammen tanzen wollen." Also erfand Takao den Kurs "Funk 40 Yo".

Mit dem neuen Angebot traf er voll ins Schwarze, denn die Nachfrage ist groß. 20 bis 30 Teilnehmer kommen regelmäßig. Das Alter der überwiegend weiblichen Kursbesucher reicht von 40 bis weit über 60 Jahre. Takaos 65-jährige Mutter, eine ausgebildete Balletttänzerin, nimmt ebenfalls Unterricht bei ihrem Sohn. "Das ist schon merkwürdig", sagt dieser. "Früher hat sie mich korrigiert und heute bringe ich ihr etwas bei."

Ein Schonprogramm ist für die nicht mehr ganz taufrischen Muskeln und Gelenke nicht vorgesehen. Zwar verzichtet Takao auf Bewegungen, welche die Knie zu stark belasten, aber ansonsten muss die Gruppe 40plus genauso ran wie die Jungen.

"Wir trainieren richtig", sagt der Dozent. Und eben das verlangen auch seine Schüler. "Ich wollte einmal sanft starten und habe James Brown gespielt. Aber nach der Stunde kamen Leute zu mir und sagten, sie mögen lieber härtere Musik."

Die Arbeit mit den älteren Tänzern gefällt Takao. Manchmal sogar besser als die mit den jüngeren. "Viele Jugendliche wollen möglichst schnell etwas lernen, das sie gut aussehen lässt. Gleichzeitig haben sie Hemmungen, aus sich herauszugehen." Die Funk 40-Schüler hingegen "gehen mit toller Energie an die Sache heran und sehr viel Konzentration." Aber auch mit Humor. "Sie lachen über sich selbst."

Zu alt fürs Tanzen kann man nach Takaos Ansicht gar nicht sein. "Für mich hat Tanz in erster Linie mit Gefühl zu tun. Man muss sich gehen lassen können. Die Technik kommt erst danach."

Silke Schmitz kommt mit dieser Philosophie wunderbar zurecht und vergisst darüber sogar ihre Arthrose im Nacken. "Die hatte ich schon, bevor ich mit dem Tanzen angefangen habe." Was zählt, ist die Begeisterung, und die ist ansteckend. Die 50-jährige Gabi Bullermann kommt trotz ihres gequetschten Meniskus’, und Annette Röver, immerhin schon 67, ist überzeugt, das "alles eine Frage des Trainings ist".

So viel Enthusiasmus will Takao für höhere Ziele nutzen. "Wenn sich die Kursteilnehmer sicher fühlen, treten wir im Sommer beim Teilnehmerfest auf."

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