Talkrunde "Gebrochen Deutsch": Klangvolle Akzente in einer neuen Stadt

„Gebrochen Deutsch“: Schauspiel-Intendant Staffan Holm plaudert mit Wahl-Düsseldorfern aus aller Welt.

Düsseldorf. Gewerbegebiet. Genau. Oder einfach nur der, die, das. Die Lieblingswörter der Gäste in der Talkrunde „Gebrochen Deutsch“ könnten unterschiedlicher nicht sein. Genauso wie ihre Geschichten. Schauspiel-Intendant Staffan Holm hat am Donnerstag vier Wahl-Düsseldorfer in das Kleine Haus eingeladen, um über ihre Erfahrungen in der Stadt zu sprechen.

Da ist etwa der Kanadier und DEG-Trainer Jeffrey Tomlinson, der seinen Kleidungsstil des „80er-Jahre-Holzhackers“ den modischen Düsseldorfern angepasst hat. Oder Kostümassistentin Lika Chkhutiashvili aus Georgien, die nicht mehr in die alte Heimat will: „Zuhause ist da, wo meine Staffelei und Nähmaschine stehen.“ Die bosnische Taxifahrerin Snjezana Faclamm hat als Mädchen von Kanada geträumt und will heute „nie weg aus Düsseldorf“, sagt sie. Oder Choreograph Morgan Nardi, der 1995 Italien wegen der Berlusconi-Regierung verließ: „In Düsseldorf sind Künstler viel freier.“

Sie alle sind zugezogen, wie auch ihr Moderator. Vor einer großen Kopie des Gemäldes „Schlacht bei Worringen“, das Original hängt im Rathaus, haben sie sich versammelt. „Wir sind hier, weil wir hier sein müssen, aber warum wollen wir bleiben?“, fragt Holm in die Runde. Ein bisschen ist es deshalb auch eine persönliche Vorstellung des aus Schweden stammenden Generalintendanten. Holm sei noch auf der Suche nach dem „Zuhause-Gefühl“, obwohl er „nicht so schöne Städte interessant“ findet. Das Publikum nimmt ihm das nicht übel. Stattdessen lauschen sie den witzigen und manchmal traurigen Anekdoten über „die schönste Stadt am Rhein“.

„Wie war denn dein erster Tag hier, Staffan“, will ein Mann aus dem Publikum wissen. Holm erinnert sich — daran, wie ihm vorgeschwärmt wurde, Düsseldorf sei die Modestadt. Ernüchternd war sein erster Tag, als er am grauen Hauptbahnhof ankam und erst einmal in die Dönerbude ging. „Also, das habe ich nicht verstanden“, sagt er.

Es scheint, als würden sich die Menschen auf der Bühne lange kennen. Und schnell entsteht der Wunsch, selbst ein Teil der Runde zu sein. Auch wenn Holms Gäste nur an der Oberfläche kratzen, so tun sie dies überaus charmant. Phrasen, wie sie in einigen TV-Talkshows über Migranten in Deutschland Programm sind, bleiben aus. Es entsteht ein ungewohnt persönlicher und vor allem kurzweiliger Abend.

So skizzieren fünf sympathische Menschen mit klangvollen Akzenten das Gesicht einer ganzen Stadt, die auch von ihren zugezogenen Menschen lebt. Und es macht Spaß, ihnen dabei zuzuhören. Wem das nicht reicht, dehören. So entfacht etwa Faclamm eine Diskussion, als sie rät, abends nicht im Hofgarten spazierenzugehen. „Das stimmt nicht, wir gehen da seit 30 Jahren durch“, wirft ein Zuschauer ein. Was es heißt, Düsseldorfer zu sein, kann niemand beantworten. „Vielleicht ist es wichtig, Köln nicht zu mögen“, sagt Holm lachend. Das Publikum antwortet fast einstimmig: „Vielleicht!“

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