Stunksitzung: Satire-Attacke gegen Islamisten

Die Stunksitzung wird zu einer Trotzreaktion auf die Anschläge in Paris und auch die Dügida-Demos.

Stunksitzung: Satire-Attacke gegen Islamisten
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Selten stand der Karneval so im politischen Fokus wie in diesem Jahr. Nach dem Terroranschlag auf die Macher der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris verzichtet man in Köln lieber auf einen Rosenmontagswagen zum Thema. Um so spannender ist die Frage, wie sich der Wagenbauer Jacques Tilly und andere Karnevalisten positionieren.

Kompromisslos vorweg gehen da nun — übrigens wie in Köln — die Macher der Stunksitzung, die am Dienstagabend Premiere im Zakk feierte. So wird aus der Scharia-Polizei eine Sangria-Polizei, die das Lied singt: „Was wollen wir trinken im Ramadan, wir trinken Ziegenmilch.“ Auch ein Taliban kommt zu Wort: Auf die Frage nach Überbelegungen in afghanischen Gefängnissen kommt die Antwort: „Bei uns kommt es nur selten dazu, die Haftzeit ist nur sehr kurz, bevor der Kopf abgeschnitten wird.“ Aber nicht nur Extremisten der islamischen Welt müssen Hohn und Spott über sich ergehen lassen. Auch islamische Gelehrte werden etwa mit einer Version von „Polonäse Blankenese“ veralbert. Da heißt es: „Hier fliegen gleich die Mullahs aus dem Käse“.

Stunksitzung im Zakk: Karneval auf die alternative Tour
18 Bilder

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Die Erklärung der Sitzungsmacher klingt pragmatisch: „Wir greifen aktuelle gesellschaftliche Phänomene auf, in diesem Jahr spielt halt der Islamismus eine wichtige Rolle“, sagt Veranstalterin Britta Franken. Das Programm habe zudem schon ein halbes Jahr lang festgestanden. Dennoch gibt sie auf Nachfrage zu, dass sich das achtköpfige Ensemble nach den Anschlägen zusammengesetzt und überlegt habe, ob man einzelne Nummern entschärfen solle. „Doch wir haben uns klar dagegen entschieden.“

Die satirische Grenze habe für sie auch schon vorher bei persönlichen Beleidigungen gelegen. „Wir wollen die handelnden Personen an den Pranger stellen, von daher würden wir nichts über den Propheten Mohammed machen. Die Extremisten dürfen sich dagegen ruhig auf den Schlips getreten fühlen, das ist ja Sinn und Zweck.“

Heftige Kritik übt das Ensemble vor diesem Hintergrund an der Kölner Entscheidung, den Charlie-Hebdo-Wagen nicht beim Rosenmontagswagen mitfahren zu lassen. „Haben wir denn unsere Freiheit an der Garderobe abgegeben? Wenn das Schule macht, dann denken die Extremisten doch, dass sie weiter machen können, wenn das in Köln schon so gut funktioniert hat.“ Und so fordern die Kabarettisten: „Tilly, übernehmen Sie.“

Eine aktuelle Änderung wurde allerdings doch vorgenommen. Der Grund: Dügida. So gibt es jetzt auf der Bühne eine Pressekonferenz mit Polizeihund Hasso, der ausflippt und bissig wird, wenn er die Worte Neger, Antifaschist oder Gewerkschafter hört. Beim Ruf „Nazi“ bleibt er jedoch die Ruhe selbst.

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