Mit Auto und Fahrrad durch Düsseldorf Stresstest für neue Friedrichstraße

Die WZ hat die neue Fahrradachse vom Bilker Bahnhof zur Heine-Allee getestet — aus der Radler- und aus Autofahrerperspektive.

Mit Auto und Fahrrad durch Düsseldorf: Stresstest für neue Friedrichstraße
Foto: S. Lepke

Düsseldorf. Mit der neuen Fahrradachse vom Bilker Bahnhof bis zur Heine-Allee betritt die Stadt Neuland. Zum ersten Mal wird auf Grundlage des politisch beschlossenen Ausbaus des Radhauptnetzes auf einer Hauptverkehrsstraße ein breiter Streifen für Radler angelegt — und Autofahrern weniger Platz eingeräumt. Seither gab es nicht nur positive Resonanz und vor allem viel Unkerei, was mit dem Ende der Ferien und echtem Berufsverkehr auf der vielfach jetzt einspurigen Friedrichstraße los sein werde. Die WZ hat das gestern Morgen getestet — aus Radler- und aus Autofahrerperspektive.

Der Radfahrer: Start, 8.30 Uhr, Bilker Bahnhof. Das erste Stück ist noch gestrichelt, das heißt, Autos dürfen es überfahren. Dann sortieren sie sich allerdings brav ein. Ich habe den breiten Weg für mich. Komfortabel ist das, zwei Mal können Radrennfahrer mühelos überholen. Insgesamt sind mehr und mehr Radler auf dem neuen Streifen unterwegs.

Auch die Autofahrer haben sich offenbar besser an die neue Situation gewöhnt. Nur an der Kreuzung zur Herzogstraße überfahren vor mir zwei Audifahrer den Fahrradweg, um ein paar Autos zu überholen und rechts abzubiegen. Hinter der Herzogstraße gilt nun auf den ersten 40 Metern totales Halteverbot, damit die Autofahrer nach der Kreuzung einfädeln können. Das wird tatsächlich auch gerade vom Ordnungsamt kontrolliert, die Stadt hatte verstärkte Kontrollen angekündigt. Unterdessen verläuft diese wie auch die zweite Testfahrt um 10 Uhr fast ungestört, bis auf den Lieferverkehr, der beide Male hinterm Interconti den Radweg blockiert. Unschön ist noch das Ende des Weges. An der Trinkausstraße endet der Streifen abrupt. Die Verbindung zur Heine-Allee kann erst geschaffen werden, wenn die Haltestelle abgebaut wurde.

Die Autofahrerin: Die erste Testfahrt um 8 Uhr startet an der Ecke Bach-/Friedrichstraße. Die Fahrbahn kommt zweispurig vom Bilker Bahnhof — und plötzlich startet der Radweg. Ein BMW-Fahrer mit Wuppertaler Kennzeichen merkt es nicht und fährt bis zur Kreuzung Bilker Allee durch über den Radstreifen, bevor er sich nach links einfädelt. Ein Audi und ein Smart tun es ihm gleich. Dafür teilen sich die Fahrspuren am Kirchplatz wieder — ein VW schneidet mich und zieht von der linken Abbiegespur auf die mittlere Geradeausspur. Bringt eh nichts: Zwischen Fürstenwall und Herzogstraße stehen dank Rückstau ohnehin alle Autos, auch in die Kreuzung hinein. Noch stärker knubbelt es sich trotz noch lichtem Berufsverkehr an der Kreuzung Herzogstraße: Kurz davor teilt sich die Fahrbahn wieder in zwei Spuren, direkt dahinter allerdings ist der komplette linke Fahrstreifen — trotz totalem Halteverbot — zugeparkt. Die Autos fädeln sich auseinander und wieder ein. Die Stadt will hier den Geschäften und Lieferanten Rechnung tragen, und hat deshalb nach den ersten 40 Metern nur ein eingeschränktes Halteverbot eingerichtet.

Ärger ist dieses Spiel bei Testfahrt zwei um 9.30 Uhr — da steht am Kirchplatz alles still, weil zwei Falschparker mit Warnblinklicht schon kurz hinter der Kreuzung Fürstenwall den linken Fahrstreifen blockieren. Und wenn sich die Autos hinter jenen gerade wieder auf zwei Spuren verteilt haben, rollen sie erneut auf jene zugeparkte linke Spur hinter der Herzogstraße zu. Ein Lieferwagen zieht rechts rüber — und um ein Haar gegen einen Wagen dahinter.

Noch knapper ist es ein Stück weiter an der Ecke Breite/Bastionstraße: Dort werden die Fahrbahnen nach links verschwenkt und an der Baustelle vorbeigeführt — doch viele Autofahrer bemerken das zu spät und fahren von der mittleren stur geradeaus auf die von rechts kommende Spur. Beide Male gibt es Fast-Crashs. Übrigens: Bei beiden Testfahrten ist der jeweils erste und einzige Radler auf dem neuen Radweg am Graf-Adolf-Platz zu sehen.

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