Düsseldorf Streife rund um den Bahnhof zwischen Dealerei und Straßenstrich

Der OSD kontrolliert Leinenzwang, Wildgriller und Lärmschutz. Die Mitarbeiter kämpfen aber auch gegen die offene Drogenszene.

Düsseldorf: Streife rund um den Bahnhof zwischen Dealerei und Straßenstrich
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Nur etwa 100 Meter vom Sandkasten des Kinderspielplatzes entfernt stromert ein Beagle durchs Gras. Ohne Leine. Frauchen sitzt am Weg, der einmal durch den Berty-Albrecht-Park im Neubaugebiet führt, auf einer Bank in der Sonne. André Wemmers-Hüsgen spricht sie an: „Entschuldigung, ist das Ihr Hund? Nehmen Sie ihn mal bitte an die Leine?“ Die Frau tut sofort, wie ihr geheißen. Trotzdem wird sie Strafe zahlen müssen.

Düsseldorf: Streife rund um den Bahnhof zwischen Dealerei und Straßenstrich
Foto: Melanie Zanin

Der Arbeitstag des 28-jährigen Mitarbeiters im Ordnungs- und Servicedienst (OSD) und seiner Kollegin Ilona Mehler (51) ist Samstag wie meistens ein Strauß Buntes. Sie sind rund um den Hauptbahnhof eingeteilt. Und das Revier bietet so einiges: Drei Methadon-Ambulanzen, Trinkerszene am Mintropplatz, Dealerszene rund um die „Platte“, der Straßenstrich an der Charlottenstraße. Und unangeleinte Hunde.

Düsseldorf: Streife rund um den Bahnhof zwischen Dealerei und Straßenstrich
Foto: Melanie Zanin

Das Duo hat eigentlich ein Einsatzauto dabei. „Aber wir laufen viel. Auch, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, uns anzusprechen“, erklärt Mehler. Zu Fuß fallen sie den Dealern und Konsumenten weniger schnell auf. Ilona Mehler zeigt auf zwei Männer, die in 200 Metern Entfernung die Charlottenstraße herunterkommen. „Das sind zwei unserer Pappenheimer.“ Man kennt sich.

Und das OSD-Duo weiß, wo die Kunden der Dealer sich hinbegeben haben könnten. Sie laufen die Bendemannstraße ab, bis zu der Trafostation am Ende. „Heute sind wir zu spät“, seufzt Wemmers-Hüsgen. Auf der Treppenstufe liegt ein Häufchen Asche — Überreste von einem Feuer, auf dem Junkies ihre Drogen erwärmt haben. Rund herum liegen grüne Kappen von Spritzen verstreut, Tütchen von Heroin-Bubbles. „Ganz verhindern kann man es einfach nicht“, sagt der 28-jährige Ordnungshüter. „Aber es ist schon viel besser geworden, seit es einen Drogenkonsumraum gibt.“ Sie hätten einem Süchtigen seinen Stoff ohnehin nicht weggenommen. „Damit würden wir nur Beschaffungskriminalität fördern. Die haben so einen Druck“, erklärt Wemmers-Hüsgen. Aber Spritzen auf der Straße und Abhängige, die vor den Augen von Kindern drücken — das will man nicht zulassen.

Auch als sie um die Ecke biegen und auf die Hauptschule an der Charlottenstraße zugehen, erwischen sie niemanden in flagranti. Die Köpfe der Jugendlichen vor dem Eingang schießen herum, als einer von ihnen das OSD-Team in weiter Ferne erspäht. Kein Einziger hat eine Zigarette in der Hand, als André Wemmers-Hüsgen und Ilona Mehler am Schultor sind. Ein Junge dreht allerdings ein Feuerzeug in der Hand herum. „Was machst du denn damit?“, fragt der OSD-Mann freundlich. „Nichts. Ich spiel’ nur so rum.“ „Du rauchst nicht?“ „Nein!“ Eine Mädchengruppe bittet Ilona Mehler, nicht so nah am Straßenrand herumzustehen. „Ihr wisst doch, wo ihr hier seid, oder?“ Die Mädchen nicken. Es gibt einen ständigen Austausch zwischen dem OSD und der Schule — die jungen Mädchen sollen sensibilisiert werden, nicht unnötig in der Straße herumzuhängen, damit ihnen Begegnungen mit Freiern erspart bleiben.

Auf dem Rückweg zur Zentrale an der Worringer Straße schreiben die beiden Ordnungskräfte noch ein paar Falschparker auf, verscheuchen einen schlafenden Süchtigen vom Hochbeet an der Ecke Karlstraße. Bald wird es dunkel, dann laufen die Lärmbeschwerden ein. Im Sommer kommen dann die Wildgriller hinzu, die Parks und Rheinufer vermüllen. Kein Tag ist wie der andere. Mal verwarnen André Wemmers-Hüsgen im Akkord, mal sprechen sie einfach mit vielen Menschen. Und sind sichtbar da.

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