Straßen-Videos im Netz: 33-Jährige will klagen

Ein Kölner Internetdienst hat Videos von Düsseldorfer Straßen veröffentlicht – eine Frau aus Eller will dagegen vorgehen.

Düsseldorf. Während Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) beim Safer Internet Day am Dienstag vor allem den mangelnden Datenschutz bei Google Street View kritisierte, sorgt sich die Düsseldorferin Christine J. wegen eines anderen Online-Dienstes. Durch Zufall hatte sie bei der Immobiliensuche Video-Aufnahmen von ihrer Straße entdeckt. Darauf zu sehen: die 33-Jährige, ihr Sohn und einige Nachbarskinder. Alle Personen sind deutlich zu erkennen, ihre Gesichter nicht unkenntlich gemacht. "Ich war entsetzt", sagt die junge Frau aus Eller: "Jeder kann meinen Sohn und mich im Internet sehen, ohne dass wir davon wissen." Auch Autokennzeichen wurden nicht gepixelt und lassen sich problemlos vergrößern.

Betreiber der Internetseite ist eine Kölner Immobilienfirma. Sie hat nicht nur von Düsseldorfer, sondern auch von Kölner Straßen Videos online gestellt. Eine Stellungnahme des Unternehmens gab es gestern nicht - der versprochene Rückruf blieb aus. Nur der Internetseite lässt sich entnehmen, dass das Bildmaterial dem Bundesdatenschutzgesetz entsprechen soll.

Bettina Gayk, Sprecherin des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen (LDI), bestätigt dies auf Anfrage der WZ: "Wir kennen die Videomitschnitte auf der Internetseite und haben sie bereits vor einiger Zeit geprüft." Dabei konnten die Datenschutzbeauftragten keine Verletzung der Persönlichkeitsrechte feststellen: "Da das Auto, auf dem die Kamera befestigt ist, sehr schnell fährt, sind Gesichter und Autokennzeichen kaum zu erkennen. Wenn dies doch einmal der Fall war, waren die Objekte unkenntlich gemacht."

In Fällen wie dem der Düsseldorferin empfiehlt sie, sich an die Firma zu wenden: "Sollten im Einzelfall doch Gesichter, Autos und Kennzeichen zu erkennen sein, kann man diese pixeln oder löschen lassen." Wenn die Firma nicht reagiere, solle man den Datenschutz einschalten.

Christine J. hat sich direkt an ihre Anwältin gewandt. Sie will juristisch gegen die Firma vorgehen: "An sich finde ich es nicht schlimm, wenn Videos und Fotos von Straßen im Internet zu sehen sind. Ich möchte aber vorher gefragt werden." Der WZ hat sie für die Veröffentlichung eines Fotos von sich eine schriftliche Einverständniserklärung geschickt.

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