Stimmen zu Wulff: „Bitte kein Gezeter um die Nachfolge“

Noch im Oktober stattete Christian Wulff Düsseldorf einen Besuch ab. Stimmen zu seinem Abgang.

Düsseldorf. Der 7. Oktober war ein schöner Tag für Dirk Elbers (CDU): Besuch des Bundespräsidenten, Kinderchor, viele Medien, dazu ein Riesenlob von Christian Wulff im Goldenen Buch: „Deutschland ist stolz auf die Weltoffenheit dieser Stadt gegenüber Gästen aus aller Welt. Kein Wunder, dass das Bild vom „Staatsbesuch“ im Arbeitszimmer des Oberbürgermeisters einen gut sichtbaren Platz bekam. Jetzt Wulffs Rücktitt. Dazu Elbers: „Er hat wohl keinen anderen Weg mehr gesehen. Ich habe Respekt vor dieser Entscheidung. Nun muss zügig ein Kandidat gefunden werden, der von einer breiten Mehrheit in der Bundesversammlung getragen wird — einer, der dann auch durchhält.“ Wer soll nachfolgen? Dazu mag Elbers nichts sagen.

Bürgermeister Friedrich Conzen, gerade selbst durch Bittbriefe für Spenden an die CDU im Gerede, fragt, „ob man fair mit Wulff umgegangen ist — auch wenn klar ist, dass er Fehler gemacht hat“. Conzen fände es gut, wenn es jetzt „kein Gezeter um die Nachfolge gibt“. Er habe im Industrieclub Joachim Gauck gehört, „eine Persönlichkeit“.

„Er wäre die bessere Wahl gewesen, auf ihn könnten sich alle Parteien einigen“, findet auch Michael Cosar, Vorstand der Düsseldorfer Galeristen. Wulff habe das Land „nicht mehr adäquat vertreten. Ein Bundespräsident muss die oberste moralische Instanz sein. Wenn da nur ein Quäntchen Zweifel ist, ist dies nicht gut.“

Kom(m)ödchen-Chef Kay Lorentz denkt als Erstes an Katrin Göring-Eckardt (Grüne), Vizepräsidentin des Bundestags, fragt aber auch: „Warum muss es immer ein Politiker sein. Warum kann es nicht einmal ein Intellektueller sein, ein richtig schlauer Mensch.“

Der Düsseldorfer SPD-Vorsitzende Andreas Rimkus nennt zwei „sehr geeignete Kandidaten: Margot Käßmann und Joachim Gauck“. Den Rücktritt von Wulff nennt er „eine notwendige Konsequenz. Er konnte dieses Amt aus persönlichen Grünen nicht mehr führen.“ Er betont aber auch, dass einen Gutteil der politischen Verantwortung Angela Merkel trage: „Sie hat Wulff einfach durchgeboxt.“

Einsilbiger äußert sich Gisela Piltz, die Chefin der FDP Düsseldorf, die Wulff 2010 in der Bundesversammlung gewählt hatte: „Sein Schritt verdient Respekt, es ging wohl nicht mehr anders. Dass Wulff den Aspekt der Vielfalt in seiner kurzen Amtszeit so betont hat, steht Deutschland gut zu Gesicht.“ Einen guten Nachfolger möchte sie keinesfalls nennen, Namens-Lotterien beschädigten das Amt. Auch Monika Düker, Grünen-Landeschefin, nennt partout keinen Kandidaten. Wulffs Abtritt sei überfällig gewesen, seine Ansprache habe sie jedoch enttäuscht. „Da fehlte jede kritische Selbstreflexion.“

Vertreter des Düsseldorfer Sports wollten sich nicht zu Wulffs Rücktritt äußern. Die DEG-Führung mit Elmar Schmellenkamp und Markus Wenkemann war sich mit Fortunas Vorstandsvorsitzendem Peter Frymuth einig: „Wir vertreten den Sport, zur Politik sagen wir öffentlich nichts.“ DRK-Geschäftsführer Stefan Fischer wiederum fühlte sich „der Neutralität verpflichtet“ und lehnt deshalb einen Kommentar ab.

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