Sternstunde der Kammermusik

Tonhalle hat heute Abend große Gäste eines kleinen Genres.

Man könnte fragen, ob es nur ein Gerücht sei, aber Kammermusik, also mit kleiner oder kleinster Besetzung gespielte traditionelle europäische Kunstmusik, hat einen schlechten Stand. Sie scheint sich oft nur in einer Parallelwelt beherbergt von besonders eingeschworenen Kennern und Liebhabern ihr hingebungsvolles Publikum bewahrt zu haben. Dort ist sie der Star, wenn sie auch scheinbar oft so unspektakulär ist.

Doch lassen Sie sich nicht von solchen Gerüchten täuschen. Wenn man sich auf sie einlässt, kann sie das Tor zu wahrlich himmlischen, emotionalen, überaus mächtigen Weiten sein, kann hinaufheben in eine fantastische Welt voller Leidenschaft, voller zu Herzen gehender Melodik. Man muss sie nur hören, am besten live erleben. Ganz pur ohne viel Show. Und dafür muss man kein „Kenner“ sein.

Eines der wohl beeindruckendsten Beispiele für diese subtile Kraft von Kammermusik ist zweifelsohne Schuberts spätes — kurz vor seinem Tode geschrieben — von seinem Leid, seiner Sehnsucht, seiner tiefen Seele durchdrungenes Streichquintett C-Dur D 956. Diese Musik, die heute Abend in der Reihe Raumstation in der Tonhalle erklingen wird, ist ein Universum in sich, und hier ist das Superlativ an richtiger Stelle.

Aber nicht allein Schuberts Musik ist am heutigen Mittwoch um 20 Uhr der Star im Mendelssohn-Saal, auch die Musikerinnen und Musiker, die sie zum Klingen bringen sind guter Grund, in die Tonhalle zu pilgern. Das Hagen Quartett — eines der führenden Quartette der Welt — gibt sich die Ehre und hat auch einen überaus prominenten Gast dabei: die argentinische Cellistin Sol Gabetta. Abgerundet wird der Abend durch zwei weitere Werke aus der Schatzkiste der Kammermusik. Karten kosten 18 bis 35 Euro.

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