Inge Hufschlag über die Aldi-Designshow Star-Designer Steffen Schraut - Exklusive Massenmode bei Aldi

Der Star-Designer Steffen Schraut hat eine Kollektion für den Discounter Aldi entworfen. Beim Event in der Sammlung Philara war der (über)tragbare Glamour zu erleben.

Inge Hufschlag über die Aldi-Designshow: Star-Designer Steffen Schraut - Exklusive Massenmode bei Aldi
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Der Champagner fließt in Strömen, später gibt’s noch Weißwein mit Günther-Jauch-Etikett — dazwischen Mode von Steffen Schraut. Der Düsseldorfer Designer hat eine Kollektion für Aldi Süd entworfen. Lauter Lieblingsstücke sollen’s sein, zum kleinen Preis von 9,99 Euro für ein Sport-Shirt bis 29,99 Euro für den leichten schwarzweißen Polyester-Mantel. Zum ersten Mal macht Schraut auch Männermodel: Schwarze Steppjacke zur Jogging-Hose, Jeans und Kapuzen-Shirt in grau, alles schön lässig und bequem.

Inge Hufschlag über die Aldi-Designshow: Star-Designer Steffen Schraut - Exklusive Massenmode bei Aldi
Foto: Judith Michaelis

Von fairen Preisen ist die Rede, aber wo gefertigt wird, will der Discounter, einer der Top Ten Textil-Händler im Lande, ebenso wenig verraten wie Stückzahlen. Der Mehrwert temporärer Designer-Kollektionen ist denn auch eher der übertragbare Glamour, hautnah vorab zu erleben beim „Launch Event“ in der Kunstgalerie Sammlung Philara im angesagten Hinterhof vorm Bahndamm in Flingern, wie bei großen Schauen mit Fotowand im Vorfeld.

Unsere Autoren Inge Hufschlag und Thomas Frank haben die Mode-Show aus Sicht der Mode und der Kunst betrachtet. Foto: Judith Michaelis

Da kommt auch der Oberbürgermeister gern zu Aldi. Seine Gattin Vera Geisel, bekannt dafür, dass sie gern Düsseldorfer Designer trägt, gefällt spontan das eine oder andere Stück vor dem Spiegel im begehbaren Kleiderschrank. „Schicker Mantel“, meinte OB Geisel beim Anblick eines hoch gewachsenen Models. Im zweiten Durchgang tragen trainierte männliche Models das Aldi-Label auf blanker Brust.

Zu kaufen gibt’s die Designer-Teile ab Montag hierzulande, in der Schweiz, Österreich und Slowenien. Auch auf der Kö, in der Vorzeige-Filiale wo schon die Designer-Show von Jette Joop lief, auf dem Catwalk vor Kaffeepaketen, Babynahrung und Getränkekisten. Denn Designer-Sachen beim billigen Anbieter sind nicht erst seit Freitag in Mode. Schon Karl Lagerfeld erschien im Quelle-Katalog, später entwarf er eine Kollektion für H&M. Jette Joops prominenter Vater Wolfgang bestückte Rundständer im Kaufhof.

„Aber wenn dann nächste Woche alle darin rumlaufen. . .“, wagt eine Besucherin zu zweifeln. Man kann solch scheinbar exklusive Massenmode als Widerspruch in sich sehen, aber auch als Versuch einer Demokratisierung der Mode: Wenn schon Fast Fashion, dann wenigstens ein bisschen stilvoller.

Wobei Mode sogar Mitbestimmung bedeuten kann. Ein weiterer Düsseldorfer Designer, Thomas Rath — seinem Label THOM auch im TV-Shop QVC im Geschäft — coacht gerade Studentinnen der Akademie Mode und Design in München bei der Kreation von Arbeitskleidung für Aldi, so genannte Corporate Fashion. Bei der Auswahl der Entwürfe soll auch die Meinung des Personals zum Tragen kommen.

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