Stadtbezirk 7: Glashütten-Gelände, Kirchen, Kitas: So geht’s im Osten weiter

Siegfried Pietzka leitet seit 1981 die Verwaltungsstelle im Gerresheimer Rathaus. Hier blickt er auf die Entwicklung „seines“ Stadtbezirks.

Kaum jemand kennt die Entwicklung des Stadtbezirks 7 mit den Stadtteilen Grafenberg, Gerresheim, Ludenberg und Hubbelrath so gut wie Siegfried Pietzka. Der 64-Jährige ist seit fast 29 Jahren Leiter der Bezirksverwaltungsstelle im Rathaus Gerresheim. Im Mai geht er in den Ruhestand. Im WZ-Interview erläutert er, was 2010 und in den Folgejahren im Bezirk ansteht.

Herr Pietzka, Gerresheim ist der dominante Stadtteil im Stadtbezirk 7, und die Zukunft des Glashüttengeländes dominiert die Entwicklung Gerresheims. Wie geht es weiter mit der Neuplanung und wie bewerten Sie die Entwicklung?

Pietzka: Wichtig ist zum Beispiel, dass die Industriedenkmäler Elektrozentrale, Kesselhaus und Wasserturm unter Denkmalschutz gestellt worden sind. Das sind drei Stücke Stadtteil-Identität. Was die Planung betrifft, bin ich optimistisch. Das Werkstattverfahren hat ein gutes Ergebnis erbracht. Natürlich müssen noch knifflige Punkte gelöst werden, es muss Klarheit herrschen, was aus dem Bebauungsplan konkret wird. Im Gebiet Nach den Mauresköthen zum Beispiel könnte es schwierig werden, Investoren zu finden, weil sich neues Gewerbe und neue Einfamilienhäuser dort womöglich beißen.

Perspektiven 2010

im Stadtbezirk

Im nächsten Jahr muss auch für den Gerresheimer Bahnhof eine Entscheidung fallen.

Pietzka: Ja. Geklärt werden muss, ob als Zugang ein Tunnel oder eine Treppenkonstruktion plus Aufzug realisiert wird. In der Politik geht der Trend zur Tunnellösung, ich finde zu Recht. Nachteile eines Tunnels wie Dunkelheit kann man baulich abmildern.

Für viel Streit sorgt die Ortsumgehung Gerresheim, die L 404n. Muss die wirklich sein?

Pietzka: Dass eine deutliche Verkehrsentlastung mit dem neuen Stadtquartier auf dem Glashüttengelände geschaffen werden muss, steht für mich außer Zweifel. Man muss sich nur ’mal auf die Glashüttenstraße stellen, der Verkehr dort ist unzumutbar. Ob die Ortsumgehung vierspurig gebaut werden muss, ist ja die Streitfrage, da ist vielleicht eine abgespeckte Variante möglich.

Geschlossene Kindergärten und Bauverzögerungen bei neuen sind seit langem ein Aufreger in Gerresheim. Der Standort Lohbachweg bleibt nun doch, wird also alles gut in Sachen Kitas?

Pietzka: Das bleibt abzuwarten. Erfreulich ist, dass es mit dem Neubau des Kindergartens an der Marie-Curie-Straße im Frühjahr endgültig losgehen kann. Ob die Fortführung des evangelischen Kindergartens am Lohbachweg durch die Stadt nur segensreich sein wird, ist fraglich. Am Lohbachweg ist ja auch noch eine katholische Kita. Die Frage stellt sich doch, ob nun auch im Neubaugebiet Am Quellenbusch eine Kita entsteht und ob die von der Diakonie geplante neue Einrichtung auf dem Areal der Apostelkirche tatsächlich vierzügig wird.

Apropos Apostelkirche: Was sagen Sie als Prädikant (ehrenamtlicher Pastor) dazu, dass zwei der drei evangelischen Kirchen in Gerresheim abgerissen werden?

Pietzka: Kirchenschließungen empfinde ich oft als nicht nachzuvollziehenden Skandal. Und ich befürchte, dass Gerresheim da nur ein Vorreiter ist. Wir haben von Jesus einen klaren Auftrag: "Gehet hin und sagt den Menschen: Christ der Retter ist da!" Unsere Kirche muss sich grundsätzlich hinterfragen: Warum erreicht sie so viele Leute nicht mehr? Zum Glück gibt es noch wachsende Gemeinden, aber nicht durch neue Wohngebiete, sondern durch Überzeugung. Sehr schade finde ich auch, dass die evangelischen Christen in Hubbelrath und Knittkuhl immer noch zur Gemeinde Ratingen-Homberg gehören, obwohl sie bereits 1975 nach Düsseldorf eingemeindet wurden und ganz klar ihren Lebensmittelpunkt im Stadtbezirk 7 haben. Eine Änderung verhindert wohl nur der Blick auf die Kirchensteuern aus Hubbelrath. Bedauerlicherweise wurde die Hubbelrather Pfarrstelle auch noch halbiert, sodass die Gemeindemitglieder mit ihrer Pfarrerin in erster Linie über den Anrufbeantworter sprechen.

Zurück in den Stadtbezirk: Welche Veränderungen stehen in den anderen Stadtteilen an?

Pietzka: Die großen Dinge sind eher längerfristiger Natur. In Hubbelrath/Knittkuhl wird sich ab 2012 viel tun, wenn die Bundeswehr die Bergische Kaserne räumt. In Grafenberg muss man sich um den Staufenplatz kümmern. Ein Wochenmarkt ist dort ja nicht entstanden, weil der Platz schwer zugänglich ist. Er muss also ebenerdig gemacht werden.

Die Ludenberger und auch manche Bezirkspolitiker träumen immer noch vom Tunnel unter der Ludenberger Straße. Sie auch?

Pietzka: Nun ja, ich bin da skeptisch, die Kosten sind einfach sehr hoch. Eventuell kann ja eines Tages zumindest eine kleinere Lösung umgesetzt werden, bei der der Tunnel etwa bis zur Pfeiffer-Brücke reicht.

Sie hören Ende Mai als Verwaltungsstellenleiter auf? Gibt es etwas, was Sie beim Blick in die zukunft des Stadtbezirks sorgt?

Pietzka: Nein, eigentlich nichts. Ich vertraue den Politikern in unserer Bezirksvertretung, die passen gut auf. Manche gesellschaftliche Entwicklung sorgt mich. In Gerresheim zum Beispiel gibt es tatsächlich in den letzten Jahren eine wachsende Armut. Andererseits haben wir in diesem alten, gewachsenen Stadtteil ein ganz tolles soziales Netzwerk. Die Kirchen, Diakonie, vor allem aber die Vereine sind da unheimlich engagiert. Ich finde zum Beispiel den neuen Mittagstisch für Bedürftige, den die Diakonie im Sana-Krankenhaus initiiert hat, fantastisch. Alle Leute, die dort essen gehen, auch die Patienten, kriegen einen Chip. Dadurch fallen Ärmere von außen gar nicht groß auf und können viel unbefangener essen gehen. Die Serie im Internet: www.wz-duesseldorf.de

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